Werk Colonie Eisenau

Zur Entstehung der Siedlung Prisaca Dornei im Buchenland

Neuer Weg (Bukarest), Jg. 30, No. 9163, 2 Nov. 1978, S. 6
von Dr. Claus Stephani

Veröffentlicht  mit Genehmigung des Autors


Nachdem im Jahre 1783 Maurer und Zimmerleute aus siebenbürgischen Regimentern in Iacobeni (Jakobeny) einen Hochofen und somit das “Manz’sche Eisenwerk” – dem erstem Betrieb dieser Art im südlichen Buchenland – errichtet hatten, rief man deutsche Bergleute und Facharbeiter, hauptsächlich Zipser Sachsen ins Land. So entstanden bis zur Jahrhundertwende eine Reihe weiterer Industrieanlagen – in Solca (Solka), Gura Putnei (Karlsberg), Voivodeasa (Fürstenthal), Fundu Moldovei ( Luisental) u.a., wo meist deutsche Arbeiter beschäftigt waren.

Ebenfalls Karl Manz Ritter von Mariensee liess dann 1807 am Moldaufluss bei Vama (Wama) einen „Eisenhammer“ errichten, wobei sich hier auf der Waldwiese Hurgisch, Facharbeiter aus der Unterzips, dem Gründler Land (Slowakei), ansiedelten und die „Colonie auf der Hurgisch-Wiesen“ gründeten.

Ein Jahr später schon, 1808, entstand ein Kilometer weiter in östlicher Richtung, „an unserem weissen Flüsschen Moldau,“ die „Werk-Colonie Eisenau“, aus der sich die spätere Grossgemeinde Prisaca Dornei (Eisenau) entwickelte; um 1810 wurden in Eisenau 38 Zipser Einwohner (Männer, Frauen und Kinder ) „amtlich registriert“.

Als 1880 die Bahnlinie durch das untere Moldautal, zwischen Jakobeny und Wama-Kimpolung gebaut wurde, kamen auch italienische Arbeiter — hauptsächlich aus Südtirol – ins Buchenland; es waren die Vorfahren der deutschsprachigen Familien Battista, Borduzzo, Giacomelli, Stefanelli u.a., die sich, nach Beendigung der Streckenarbeiten, in Prisaca Dornei (Eisenau) niederliessen.

Unter den Eisenauer Zipsern gab es einst begabte Steinmetzmeister, denn die meisten Steinmetzarbeiten (Denkmäler, Tore, Grabsteine usw.) in Rădăuţi (Radautz), Suceava (Sutschawa), Iaşi (Jassy), Botoşani, Seret (Sereth) usw. sind bis vor etwa dreissig-vierzig Jahren von Zipser Meistern ausgeführt worden. Die berühmtesten von ihnen hiessen Battista, Dürner, Gärtner, Händl, Oberländer, Petri, Schmegner, ausserdem: Adolf Nowak, Ambrosius Katani, Adolf Gotsch, Albin Borduzzo, Ferdinand Awram, und Johann Spiske; Nowak, Katani und Spiske, haben z.B. auch das Reiterstandbild von Stefan cel Mare in Suceava ausgeführt.

Obwohl schon bald nach der Gründung der „Werk-Colonie Eisenau“, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, hier Schulunterricht in deutscher Sprache erteilt wurde, begann man erst um 1902, auf Anregung von Franz Neuhauser, „ein modernes Schulsystem“ einzurichten. Um den Unterricht in deutscher Sprache haben sich in diesem Jahrhundert ausserdem die Lehrer Heinrich Frambach, Johann Hawelka, Wilhelm Hehn, Josef Sachelan, und Robert Ziehaus besondere Verdienste erworben.

Interessant ist die Tatsache, dass die „Eisenauer Zipser“ im Laufe der Zeit – und das ist für die deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen des Buchenlandes kennzeichnend – zahlreiche „Zug’raste“ assimiliert haben. Die alteingesessenen Zipser Familien heissen Adam, Awram, Brandauer, Christofori, Dürner, Gärtner, Geitz, Göllner (auch Gelner), Götsch, Gundl (auch: Gundel), Hönig, Jung, Keil, Knoblauch, Kripinsky, Köhler, Koller, Kretschmader, Kuchar, Lerch, Loy, Luka, Müller, Nowak, Petri, Sawetzky, Schmegner, Schneider, Selitzky, Spitzschuh, Steinbach, Theiss, Tomaschek, Wagner, und Wojkowsky. Deutsche Facharbeiter wanderten, hauptsächlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, aus verschiedenen Buchenländer Ortschaften und aus anderen Teilen der Monarchie nach Eisenau zu.

Andere Siedler kamen aus dem nördlichen Buchenland (Dutschak, Lukeniuk, Neumohr, Skrikuljak , Ruschak, Ruszcinjak); Galizien (Frambach, Hochhauser, Ripsky); Schwaben (Oberländer); Böhmen (Bartsch, Hawelka, Materna, Zehatschek); Südtirol (Samowilla, Depine u.a.); und schliesslich auch wieder aus der Zips (Brandauer, Hennel, Müller, Wagner u.a.).

Bei einigen Familiennamen konnte die Herkunft nicht ermittelt werden: Lasarowitsch, Laufensweiler, Mitsch, Mitschka u.a. stammen vermutlich aus der Gegend von Suceava.

Prisaca Dornei – in den dreissiger Jahren ein beliebter Kurort mit über zweitausend Einwohnern – erhielt schon vor etwa fünfzig Jahren den Beinamen „Rosendorf“, der vielen Rosen wegen, die entlang der „Reichsstrasse“, doch auch vor den Zipser Häusern, in jenem Frühjahr blühten. Als der „Manz’sche Eisenhammer„ den Betrieb einstellen müsste, wurden die Zipser Männer im Sägewerk, als Waldarbeiter und Handwerker beschäftigt.