Althütte – die erste Glashütte in der Bukowina

die erste deutschböhmische Wohnsiedlung in der Bukowina

Willi Kosiul

Aus der Website des Willi Kosiul
Hier wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung des Sohns des Autors
6. Februar 2021


Althütte, das allererste deutschböhmische Dorf in der Bukowina, liegt 26 km südlich von Storozynetz und auch 10 km südlich von Czudyn, abseits der Fernverkehrsstraße, der einstigen österreichischen Militärstraße, die von Storozynetz über Czudyn und Krasna nach Solka und Siebenbürgen führt. Es liegt am Ende einer geschotterten Landstraße die von Krasna nach Nordwesten und nur bis Althütte führt und da als „Sackgasse“ endet.Damit ist Althütte das allerletzte Dorf vor dem Karpatengebirge. Danach beginnen die höheren Berge und der durchgehende Wald des Karpatengebirges. Weitere befestigte Straßen nach oder von Althütte, gab es nicht und gibt es auch heute dort nicht.

Die Landstraße zwischen Krasna und Althütte hat ihre höchste Erhebung von 508 m und danach geht es bergab nach Althütte hinein. Althütte liegt in einer Niederung = in einer Senke 464 m über dem Meeresspiegel, wo ein kleiner Gebirgsbach durchfließt, der im Frühjahr nach der Schneeschmelze oder bei starkem Regen zu einem reißenden Fluss ansteigen kann. Die Berge um Althütte betragen 487 m bis 695 m und in westlicher Richtung geht es auf 765 m und noch höher hinauf.

Dieses Gebiet gehörte bis 1774 zur Moldau und stand unter türkischer Oberhoheit. Im russisch-türkischen Krieg (1768 – 1774) wurde es bereits im Jahre 1769 von den Russen besetzt und beherrscht. Als im Jahre 1774 Österreich dieses Gebiet militärisch besetzte und die Türken es 1775 vertraglich an Österreich abgetreten hatten, war an dieser Stelle nur verwachsener und wilder Karpatenwald.

Die Felder und Wälder sowie auch viele Ortschaften dieser gesamten Gegend der „Nördlichen Moldau“ und ab 1775 „Bukowina“ genannt, gehörten bis Ende des 18. Jahrhunderts überwiegend der griechisch-orthodoxen Kirche und ihren vielen Klöstern sowie den dortigen großen Gutsbesitzern.Das Waldgebiet hier, westlich von Krasna gehörte damals dem griechisch-orthodoxen Kloster von Putna im Kreis Radautz und danach wurde auch der Wohnort bzw. die Gemeinde Krasna, dann auch amtlich als Krasna Putna genannt.

Durch Dekret des österreichischen Kaisers Joseph II. von 1783 wurde in der gesamten Bukowina aller Grundbesitz an Felder und Wälder der griechisch orthodoxen Kirche abgenommen, in einem griechisch-orthodoxen Religionsfonds zusammengefasst und unter staatlicher Verwaltung gestellt.

Dadurch stand diese gesamte Gegend von Althütte bis hinter Storozynetz danach unter der staatlichen Religionsfondsverwaltung in Kuczurmare und nicht mehr unter den Einfluss der orthodoxen Kirche. Diese österreichische staatliche Religionsverwaltung verpachtete danach diese Gebiete großflächig mit Wald, Weiden, Wiesen und Acker für 30 Jahre an Privatpersonen als Pächter. Dadurch war danach der Pächter dieser Gegend der österreichische Ritter von Kriegshaber aus Galizien, der im Jahre 1791 dieses gesamte Gebiet großflächig gepachtet hatte und dadurch bis 1821 hierüber die Herrschaft ausübte. Der damalige dortige österreichische Großpächter Ritter von Kriegshaber, hatte sich entschlossen, dort im Wald bei Krasna eine Glashütte zu errichten, um Gas herzustellen und damit gute Glasgeschäfte zu machen.

Da der österreichische Pächter Ritter von Kriegshaber aus Galizien stammte, hatte er Kenntnisse über die Kristall-Glashütte bei Lubaczow in Galizien, die ihm auch inspirierte, hier eine gut gewinnbringende Glashütte zu bauen.

Dem Ritter von Kriegshaber war bekannt, dass zu dieser Zeit im Böhmerwald bereits eine hoch entwickelte Glasindustrie vorhanden war und dort seit 1780 einige Glashütten ihre Produktion drosselten bzw. sie sogar aufließen und dadurch Glasmacher frei werden.

Daher schickte Ritter von Kriegshaber im Frühjahr 1793 einen deutschsprachigen Werbeagenten in den Böhmerwald, um dort auswanderungswillige erfahrene Glasmacher und Holzfäller anwerben und sie hier her zu bringen. Unter Ausnutzung der Notlage mancher dieser Leute im Böhmerwald und vieler Zusagen sowie Versprechungen, gelang es diesem und später auch anderen Werbeagenten mehrere deutschböhmische Glasarbeiter- und auch Holzhauer-Familien anzuwerben und sie für die Auswanderung in die Bukowina zu gewinnen.

Danach machten sich im August 1793 sieben Familien mit insgesamt etwa 35 bis 40 Personen aus dem Böhmerwald, unter Führung ihres berittenen Anwerbers, zu Fuß und mit Hundegespannen auf dem Weg in die Bukowina. Sie wanderten in dieser Wandergruppe mit einigen ihrer Habseligkeiten, wie ihre persönliche Bekleidung sowie Decken, einiges an Waldhandwerkzeug und etwas Marschverpflegung, aus dem Böhmerwald in die Bukowina und bis in den Wald bei Krasna.

Ihre Wanderstrecke führte von Westen nach Osten durch Böhmen über Pilsen – durch Mähren über Brünn – durch die Slowakei über Kosice und Usgorod – durch Galizien über Stanislaus – dann aus dem Norden kommend in die Bukowina hinein – über Czernowitz –Storozynetz und Czudyn in den Wald von Krasna Putna, wo sie sich –auf Anweisung ihres berittenen Reisebegleiters- niederlassen mussten.

So hatte diese erste deutschböhmische Einwanderungsgruppe, unter Führung ihres berittenen Reiseführers, bei auch unterwegs eingelegten Ruhepausen und Ruhetage, von August bis Oktober 1793 –etwa sieben Wochen- gebraucht, um ihr Endziel in der Bukowina zu erreichen. Sie verließen ihre angestammte Heimat im Böhmerwald und wanderten zu Fuß mit ihren Kindern, unter Strapazen über 1.200 km nach Osten ins Ungewisse, mit der Hoffnung, dort eine neue Heimat und ein besseres Leben zu finden.

So kam im Oktober 1793 die erste deutschböhmische Einwanderergruppe, bestehend aus den Familien: Aschenbrenner, Belder, Hartinger, Jekal, Linzmajer und Straub, zu Fuß mit Handwagen und auch Hundegespanne aus dem Böhmerwald hier her in die Bukowina. Sie wurden durch einem beauftragten Reiter des Ritters von Kriegshaber, zielgerichtet hier her gebracht, der ihnen auch den genauen Platz zugewiesen, sie in ihre nächsten Aufgaben eingewiesen hatte, ihnen baldige Unterstützung durch ihren neuen Herrn zugesagt hatte und danach für immer verschwand.

Ihre Aufgabe ab Oktober 1793 bestand zunächst darin, sich winterfeste Hütten zu bauen, genügend Brennmaterial abzuholzen und sich hier im dichten Wald eine sichere Überwinterung zu schaffen. Danach ging es darum, in diesem Bereich die Bäume zu fällen und Baumaterialien für den späteren Bau ihrer Wohnunterkünfte sowie der Glashütte zu gewinnen.

Die zugesagte Unterstützung durch ihren neuen Herrn kam nicht wie versprochen, sondern in langen Zeitabständen nur unregelmäßig in abgeschwächter Form und Menge. Doch diese Deutschböhmen waren hart im Nehmen, kannten das raue Gebirgs- und Waldleben bereits aus dem Böhmerwald und waren es gewohnt damit fertig zu werden.

Trotz aller hiesigen Enttäuschungen bei ihrer Ankunft, ihrer unliebsamen Überraschung an ihrer Ankunftsstelle, unter freiem Himmel, im tiefen Wald, rafften sie alle ihre Kräfte zusammen und stellten sich hier gezwungenermaßen schnell auf diese neue komplizierte Situation ein. So wurden sie mit all den Schwierigkeiten sowie harten Lebensweisen fertig und hatte auch den ersten Karpatenwinter gut überstanden.

Hier mussten sie mit ihren Familien in selbst errichteten massiven Holzhütten überleben, sich bei einigen Lebensmittel-Lieferungen durch ihren neuen Herrn und überwiegend durch das Karpatenwild ernähren. Das Holzmaterial für ihren Häuserbau wurde in den Wintermonaten einschlagen und im nächsten Jahr zunächst ihre Wohnunterkünfte und danach die Glashütte errichten.

Im darauf folgenden Frühjahr 1794 bekamen sie mehr Unterstützung durch ihren neuen Herrn, wie einige Haustiere, Arbeits- und Ackergeräte sowie auch etwas Samen für ihre erste Aussaat zur Eigenversorgung ihrer Familien.

So gründeten diese sieben deutschböhmischen Familien im Jahre 1793 hier im dichten Wald westlich von Krasna, die allererste deutschböhmische Wohnsiedlung und danach auch die erste Glashütte in der Bukowina. Da diese Waldgegend damals zur Gemeinde Krasna Putna gehörte, wurden diese erste noch namenlose Wohnsiedlung und auch diese erste Glashütte zuerst „Krasna“ genannt.

In den folgenden Jahren –nach 1793- wurden weitere deutschböhmische Glasmacher und Holzfäller aus dem Böhmerwald angeworben und hier her gebracht, um die Aufbauarbeiten zu beschleunigen, die Glashütte zu errichten sowie Glas zu produzieren.

Besonders diese ersten Einwanderer waren in den ersten Jahren ihrer Niederlassung, hier sehr aufeinander angewiesen sowie auch von einander abhängig. Denn sehr viele Arbeiten konnten sie nur in Gemeinschaftsarbeit mit einander erledigen. So erledigten sie alle Arbeiten des Holzeinschlages, der Bauholzgewinnung, den Aufbau ihrer ersten Wohnhütten und ihre späteren Wohnhäuser sowie auch die Urbarmachung der bereits abgeholzten und gerodeten Waldflächen, überwiegend in Gemeinschaftsarbeit. Ihr Kampf ums Überleben, um ihre Existenzgründung sowie auch um ihre persönliche Sicherheit zwang sie auch dazu. Diese Tatsachen veranlassten sie alle zur Bereitschaft der gegenseitigen Hilfe und Unterstützung, der gegenseitigen Rücksichtnahme sowie auch zu einem allgemeinen guten Einvernehmen miteinander.

Diese dann errichtete erste Glashütte bei Krasna Putna (später Althütte genannt) und auch die zweite später errichtete Glashütte im Czudyner Wald (später genannt Neuhütte) benötigte und beschäftigte auch viele Arbeitskräfte. Hier fanden viele Einwanderer Arbeit und Brot und daher war es auch ein Anziehungspunkt für weitere Zuwanderungen auch aus verschiedenen anderen Gegenden.

So waren damals in dieser Glashütte weit über 100 Arbeitskräfte notwendig und beschäftigt, wie Holzhauer, Heizer, Schürer, Schmelzer, Glasmacher, Glasschneider, Glasverpacker, Glastransportarbeiter u. a. Aber auch außerhalb der Glashütte waren sehr viele Arbeitskräfte notwendig, wie Holzfäller im Wald, Fuhrmänner für den Holztransport, u. a. um die Zubringerleistungen für diese Glashütte zu vollbringen. Daneben lief auch noch eine eigene Produktionslinie zur Herstellung des notwendigen Zusatzstoffes für die Glasproduktion, die Pottasche.

Durch die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten in der Glashütte zogen in den ersten und folgenden Jahren auch laufend neue Einwanderer in diese Wohnsiedlung dazu. Auch der dortige reiche Kindersegen (oft zwischen 8 und 16 Kinder je Familie), sorgte mit für die schnelle Entwicklung und Vergrößerung dieser Wohnsiedlung an der ersten alten Glashütte (Althütte) sowie auch an der später errichteten neuen Glashütte (Neuhütte).

In den Jahren um 1800 und 1803 kamen noch weitere Glasmacher aus dem Böhmerwald und auch Slowaken als Holzfäller hierher. So kamen neben Deutschböhmen auch Slowaken und Polen als Holzfäller hier her und wurden für immer sesshaft. Dadurch entstand hier in diesem Wald bei Krasna Putna ab 1793 die erste deutschböhmische Wohnsiedlung und auch die erste Glashütte der Bukowina, die durch Deutschböhmen, Slowaken und auch Polen errichtet wurde und auch etwa gute 20 Jahre –bis um 1815- Tafelglas sowie Hohlglas produzierte.

Als der gesamte Waldbestand um diese erste Glashütte abgeholzt und verbraucht war, entstand hier eine große freie Fläche die als Acker- und Weideland durch die dortigen Bewohner genutzt wurde.

Da jetzt die weitere Zufuhr des Brennholzes vom Einschlag bis zur Glashütte immer länger und dadurch kostspieliger wurde, entschloss sich um 1810 dieser Gebietspächter Ritter von Kriegshaber, etwa 4 km nördlich von hier, weiter in den Wald hinein, eine neue Glashütte zu errichten, was dann auch so erfolgt ist.

Auch dort an der vorgesehenen neuen Stelle waren alle notwendigen Bedingungen sowie Voraussetzungen gegeben, eine Glashütte zu errichten und ein gutes Tafel sowie auch Hohlglas zu produzieren.

Danach wurde die Produktion in der ersten alten Glashütte in Althütte nach und nach gedrosselt sowie dann um 1815 ganz aufgelassen und die neue Glashütte in Czudyn/Neuhütte an der neuen Stelle betrieben.

Nach der Auflösung der alten Glashütte (Althütte) um die Jahre 1815 blieb die erste –jetzt alte- deutschböhmische Wohnsiedlung „Althütte“ weiterhin bestehen und vergrößerte sich durch weitere Zuzüge, Einheiraten und Geburten weiterhin erfolgreich. Ihren Einwohnern wurde es erlaubt, das abgeholzte und urbar gemachte Land, in Nutzung zu halten und es zu bewirtschaften. Doch dieser urbar gemachte Waldboden der einzelnen dortigen Bewohner reichte nicht aus, um eine Landwirtschaft als Haupterwerb zu betreiben. Diese überwiegend kleinen Hofwirtschaften reichten überwiegend nur aus, für die Eigenversorgung der Familien. Manche reichten auch dafür nicht ganz aus.

Deswegen setzte hier überwiegend eine berufliche Umorientierung ein. Neben dieser kleinen Hofwirtschaft –die überwiegend durch die Frauen und Kinder bewirtschaftet wurden- betrieben die Männer ein Handwerk, waren weiterhin als Waldarbeiter in dieser Gegend oder auch als Tagelöhner in anderen Tätigkeiten beschäftigt. Einige dieser Bewohner machten sich hier in „Althütte“ auch selbständig und erreichten dabei auch einen bestimmten Aufstieg.

Mehrere Glasmacher und Holzfäller aus der ersten alten Glashütte (Althütte) gingen auch in die neue Glashütte nach (Neuhütte), arbeiteten dort in ihrem Fach weiter und blieben in dieser ersten und alten Wohnsiedlung in Althütte wohnhaft. Andere suchten sich anderweitige Beschäftigungen, ob als Handwerker, als Waldbauer oder auch als Tagelöhner in anderen Tätigkeiten.

Doch die Mehrheit der hiesigen Bewohner blieben hier in Althütte wohnen und arbeitete als Tagelöhner in Gelegenheitsarbeit oder auch als angestellte Arbeiter in bestimmten Betrieben. Viele davon waren arme Leute und blieben auf der untersten Stufe ihrer Existenz.

Um beide Glashütten und auch beide Wohnsiedlungen von einander zu unterscheiden, nannte man um 1815 im dortigen Volksmund die ersten Glashütte „Alte Glashütte“ und die zweite Glashütte wurde als die „Neue Glashütte“ genannt. Danach hießen zuerst nur im Volksmund, die alte Wohnsiedlung „Althütte“ und die neue Wohnsiedlung „Neuhütte“, bis sie später auch diese Namen amtlich zuerkannt bekamen. Beide Ortsnamen Althütte wie auch Neuhütte, sind daher auch deutscher Herkunft.

Amtlich und verwaltungsmäßig gehörte die erste alte deutsche Wohnsiedlung „Althütte“ bis 1875 zur politischen Gemeinde Krasna Putna und wurde dann 1875 zu einer selbständigen politischen Gemeinde erklärt. Dabei erhielt 1875 dann diese erste deutsche Wohnsiedlung auch den amtlichen Orts- und Gemeindenamen „Althütte“, der bis heute auf Deutsch –im Volksmund- auch so erhalten geblieben ist. Nur in den späteren rumänischen, sowjetischen und ukrainischen Herrschaftszeiten wurde dieser Name Althütte in die jeweilige Sprache übersetzt und auch amtlich so, als „Huta Vechi“ oder „Stara Huta“ genannt.

Im Jahre 1800 wurde in der ersten Glashütten-Wohnsiedlung (Althütte) der deutsche römisch-katholische Friedhof angelegt, der später dann noch ausgebaut und erweitert wurde. Er ist heute noch gut erhalten und wird auch durch die dortigen katholischen Bewohner –überwiegend Polen- genutzt. Mit einigen noch gut erhaltenen Grabsteinen und Metallkreuzen mit deutscher Inschrift und deutschen Namen zeigt dieser Friedhof heute noch deutliche Spuren der Vergangenheit deutscher Bewohner in Althütte an.

Am 27. Juni 1811 wurde mit Wiener Hofdekret u. a. die Errichtung von Lokalkaplaneien in den Glashütten-Wohnsiedlungen angeordnet. Dadurch entstand dann im Jahre 1812 in Krasna Putna eine solche Seelsorgestation für die Glashüttenwohnsiedlung „Althütte“, die jedoch bis 1820 ohne einen zuständigen Kaplan war und daher von Kaczyka aus mit betreut wurde.

Im Jahre 1812 wurde in dieser Glashütten-Wohnsiedlung (Althütte) eine römisch-katholische Kapelle aus Holz errichtet. Ein Kaplan kam in bestimmten Zeitabständen und aus gegebenen Veranlassungen aus Kaczyka über 50 km auf einem Pferd geritten nach Krasna Putna, um hier in der Glashütten-Wohnsiedlung bei Krasna (Althütte) bestimmte kirchliche Aufgaben wahrzunehmen und ritt danach wieder nach Kaczyka zurück.

Bis in das Jahr 1820 wurden hier in Krasna/Althütte keine Kirchenbücher geführt und die bestimmten Ereignisse, wie Kindtaufen, Trauungen sowie Sterbefälle, wurden auch gar nicht offiziell registriert bzw. erfasst. Erst um 1820 wurden einige solcher Ereinige nachgetragen.

Im Jahre 1820 erhielt die Lokalkaplanei Krasna Putna für die Glashütten-Wohnsiedlung (Althütte) einen ständigen zuständigen Kaplan, der zunächst in Krasna Putna seinen Sitz hatte und dann in den folgenden Jahren auch den Rang eines Pfarrers erhielt. Erst dieser jetzt hier ständige und zuständige Kaplan begann im Jahre 1820 in Krasna Putna die Kirchenbücher zu führen. Zunächst auch sehr lückenhaft sowie oberflächlich. Viele Ereignisse wie, Kindtaufen, Trauungen sowie auch Sterbefälle, wurden damals auch noch gar nicht durchgehend registriert. Doch in der Folgezeit wurden –mit den Jahren- die Registraturen immer vollständiger und besser.

Im Jahre 1836 wurde die Kaplanei Krasna (der Glasarbeiter-Wohnsiedlung „Althütte“) zur Pfarrei erhoben und der dortige Kaplan erhielt den Rang eines Pfarrers. Danach wurde in Althütte mit dem Bau einer massiven Kirche mit Kirchturm begonnen. Auch in dieser Zeit behielt die Pfarrei den amtlichen Namen Krasna Putna, weil die Glasarbeiter-Wohnsiedlung wohl im Volksmund als „Althütte“ genannt wurde und zur Gemeinde Krasna Putna gehörte, aber auch da noch keinen amtlichen eigenen Namen hatte.

Der Bau dieser massiven Kirche zog sich jedoch, aus finanziellen Gründen 21 Jahre hin, bis diese Kirche dann im Jahre 1857 fertig gestellt und danach ihrer Bestimmung übergeben werden konnte.

Im Jahre 1840 wurden laut einer zentralen Verordnung, auch in der Pfarrei Krasna Putna, alle römisch-katholischen Einwohner der Pfarrei Familienweise –mit jedoch nur einigen Daten- erfasst = registriert und sind exakt auch heute noch im Kirchenbuch von Althütte, nach ihren Wohnsiedlungen nachweisbar.

Laut diesen Kirchenbüchern war die Kindersterblichkeit damals sehr hoch und lag je Familie bei 20 % bis 50% der Kinder dieser Familien. Da jedoch die Geburtenrate sehr hoch war, wurden diese vielen Sterbefälle immer wieder gut ausgeglichen. Sehr oft wurde auch der Vorname des verstorbenen Kindes an das nächst folgend gleich geschlechtliche Kind weitergegeben und dadurch wiederholte sich dieser Vorname in der Familie.

Auch sehr viele Frauen sind nach der Geburt eines Kindes im Wochenbett verstorben und die zurück gebliebenen Witwer mussten schon wegen der auch zurück gebliebenen Halbweisenkinder auch bald wieder heiraten, um eine neue Mutter für die Kinder und eine Hausfrau für die Wirtschaft zu haben. Oft wurde durch den Witwer, auch bald eine Schwester der Verstorbenen geheiratet und dadurch blieb alles weiter in der Familie.

Die Pfarrei Krasna (Althütte) hatte zunächst 11 Filialen und dann später –um 1850- insgesamt 20 Filialen. Dabei gab es Filialen, die der Straße nach, sehr weit vom Pfarramt entfernt lagen, so z. B. Augustendorf 18 km und Storozynetz sogar 26 km von Althütte entfernt. Bei Sterbefällen und Begräbnissen oder auch im Winter bei Kindtaufen, musste der Pfarrer von dieser Familie aus Althütte mit dem Pferdewagen oder Pferdeschlitten abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht werden. Dazu musste die Familie auch noch an die Kirche dafür ein bestimmtes Entgelt sowie auch eine Opfergabe entrichten. Wenn bei diesen Ereignissen mit dem Pfarrer auch „etwas“ Alkohol getrunken wurde (wie es damals dort immer üblich war), dann hatte der Pfarrer, danach auch manche Namen verwechselt bzw. sogar die Registratur dieser Ereignisse ganz vergessen. Denn die Registratur dieses Ereignisses erfolgte im Kirchenbuch erst nach seiner Rückkehr bei sich zu Hause, oder erst einige Tage später. Wenn dieser Pfarrer es vergessen hatte, dann erfolgte auch gar keine Registratur.

Erst im Jahre 1875 erhielt die Glasarbeiter-Wohnsiedlung die amtliche Ortsbezeichnung Althütte, wurde dabei als Ortschaft aus der politischen Gemeinde Krasna Putna herausgelöst und zur selbständigen Gemeinde Althütte erklärt. Danach erhielt im Jahre 1778 auch diese Pfarrei, die kirchliche amtliche Bezeichnung „Pfarrei Althütte“ und blieb auch so bis zu unserer Umsiedlung Ende des Jahres 1940.

Im Jahren 1887 wurde Storozynetz und erst im Jahre 1911 wurde Augustendorf mit einigen ihrer umliegenden Wohnsiedlungen und Dörfer, aus der Pfarrei Althütte herausgelöst und zu einer eigenen und selbständigen Pfarrei Storozynetz und auch Augustendorf erhoben. Jedoch die Mehrheit der Filialen verblieben bis zu unserer Umsiedlung 1940 bei der Pfarrei Althütte.

Im Jahre 1821 liefen die langfristigen 30-jährigen Pachtverträge –des griechisch-orthodoxen Religionsfonds unter österreichischer staatlicher Verwaltung- der Güterverwaltung von Kuczurmare bei Storozynetz, mit dem Großpächter Ritter von Kriegshaber, im Gebiet um Althütte ab. Danach übernahm wieder die Religionsfonds-Verwaltung von Kuczurmare darüber die Herrschaft. Sie schloss danach mit den einzelnen Bewohnern einen sechsjährigen Pachtvertrag bis 1827 ab und danach war für jede Landparzelle ein Pachtzins zu zahlen. Diese Pachtverträge wurden im Jahre 1827 wiederholt und dadurch bis zum Jahre 1833 weiter verlängert.

Nach dem Wiener Hofdekret hatte jeder Siedler das Nutzungsrecht seines Rodgrundes erhalten, den er auch urbar gemacht hatte. Danach war jeder Siedler auch Besitzer dieses Grundes und konnte es auch an seine Nachkommen überlassen. Sie waren damit die Besitzer aber nicht die Eigentümer dieser Grundflächen und mussten jetzt an den Eigentümer eine Nutzungsgebühr in Naturalien oder Arbeitsleistungen entrichten sowie jährlich dafür Steuern in Geld bezahlen. Erst nach den revolutionären Ereignissen und Ergebnissen von 1848 erfolgte die Grundentlastung für alle Bewohner und alle herrschaftlichen Untertanen wurden freie Bauern auf ihren bisherigen Nutzungsgründen.

Um das Jahr 1800 ließ sich in Althütte ein deutscher Privatlehrer nieder und unterrichtete dort 36 römisch-katholische Kinder der deutschböhmischen Bewohner. Dieser deutsche Privatlehrer sowie die Möglichkeit des Unterrichtes mussten von den Eltern der Kinder aufgebracht, bezahlt sowie unterhalten und gewährleistet werden.

In den Jahren um 1816 bis 1820 wurde in Althütte eine Einklassenschule aus Holz sowie ein Wohnhaus für einen Lehrer errichtet und danach auch dementsprechend genutzt. 1871 hatte Althütte eine öffentliche einklassige Schule, bei 197 schulpflichtigen Kindern im Alter von 7 bis 14 Jahren, wovon damals nur 127 Kinder den Schulunterricht besucht hatten. Diese erste Schule aus Holz hatte sich in Althütte sehr viele Jahre erhalten und wurde 1900 –nach der Eröffnung der massiven großen Volksschule- als eine polnische Volksschule genutzt.

Am 31. Dezember 1900 hatte die Gemeinde Althütte bereits insgesamt 1.216 Einwohner, davon waren 76 % Deutsche. Zu dieser Zeit war die Umgangssprache in Althütte 76 % deutsch, 16 % polnisch und slowakisch, 4 % rumänisch und 4 % ruthenisch. Bei den kirchlichen Konfessionen gab es 91 % Katholiken (Deutsche, Slowaken und Polen), 8 % Griechisch-Orthodoxe und 1 % Juden.

Nach dem Jahre 1900 erhielt Althütte eine große massive staatliche Schule mit zwei großen Klassenräumen, mit deutschsprachigem Unterricht. Im Jahre 1904 wurde es eine dreiklassige Schule, ab 1924 eine vierklassige Schule und ab 1927 eine fünfklassige Schule), usw. die später noch erweitert und ausgebaut wurde. Diese große massive Schule ist heute noch in Althütte gut erhalten und auch im Betrieb.

In der Zeit der österreichischen Herrschaft bis 1918 gab es in Althütte den Schulunterricht in deutscher und auch in polnischer Sprache. Danach gab es unter rumänischer Herrschaft, nach und nach nur noch Schulunterricht in rumänischer Sprache, um mit der Zeit alle nationalen Minderheiten zu romanisieren. In Ausnahmefällen, wie Althütte mit überwiegend deutscher Bevölkerung, wurde nur für einige Stunden in der Woche das Fach „Deutschunterricht“ zugelassen.

In der gesamten Bukowina gab es bis 1939 keine Standesämter und danach auch keine Standesbeamten. Diese gesamten Aufgaben, einschließlich der gesamten Matrikelführung und der Registratur aller familiären Ereignisse erfolgte durch die Pfarrer der jeweiligen Kirchengemeinden und Glaubensrichtungen für ihre Gläubigen.

Anfang des Jahres 1940 hatte die Gemeinde Althütte insgesamt 1.724 Einwohner, davon waren fast 90 % Deutsche. Da Althütte eine deutschböhmische Gemeinde mit überwiegend deutschböhmischer Bevölkerung war, waren hier in Althütte zu allen Herrschaftszeiten bis zur Umsiedlung im Herbst 1940 die Bürgermeister immer deutschböhmische Amtsinhaber.

Am 28. Juni 1940 wurde der gesamte nördliche Teil der Bukowina durch die Sowjetarmee für immer besetzt und dadurch die Umsiedlung der Deutschen in das Deutsche Reich ausgelöst.

Im Monat September 1940 meldeten sich in Althütte 1.681 deutsche Personen bei der dortigen offiziellen örtlichen Umsiedlungskommission zur Umsiedlung in das Deutsche Reich. Davon waren 1.279 = 76,1 % Deutschböhmen, 17,5 % Schwaben und Sonstige. Dabei waren 46 Familien mit dem sich wiederholenden Familiennamen Aschenbrenner, 36 x Ernst, 31 x Hartinger, 31 x Erl, 29 x Bajerl, 23 x Adelsberger, 19 x Beck, 17 x Pscheid, 17 x Stadler, 17 x Straub, 13 x Drexler, 13 x Linzmeier, u. v. a. solcher miteinander verwandter Familienstämme, alle aus der einen Gemeinde Althütte.

Die deutschböhmische Gemeinde Althütte war ein eigener Umsiedlungsbereich (der amtlich Ortsbereich genannt wurde), mit der Kennzeichnung „Bu 9 “ und war auch der Sitz dieser deutsch/sowjetischen Umsiedlungskommission, mit dem Arbeitsbüro im Wohnhaus Ernst. Zu diesem Umsiedlungsbereich Althütte „Bu 9“gehörten auch noch die umliegende Gemeinden Krasna Putna und Krasna Ilski. Diese deutsche Umsiedlungskommission bestand aus dem reichsdeutschen Ortsbevollmächtigten, seinem Stellvertreter, einem deutsch-russischen Dolmetscher und einem Taxator. Diesem reichsdeutschen Ortsbevollmächtigten standen noch drei deutschböhmische Ortsbewohner als Berater und Helfer zur Seite.

Dieser reichsdeutsche Ortsbevollmächtigter hatte die Aufgabe, die Anträge aller umsiedlungswilligen Deutschen dieses Bereiches entgegen zu nehmen, zu bearbeiten und auf ihre deutsche Abstammung sowie ihre deutsche Volkszugehörigkeit zu überprüfen. Bei dieser Antragstellung sowie deren Bearbeitung war in der deutschen Umsiedlungskommission stets auch ein Offizier der Sowjetarmee mit seinem Dolmetscher zugegen, der diese Antragstellung der Umsiedler überprüfte sowie überwachte und auch dazu seine Zustimmung geben musste. Erst nach der Zustimmung der deutschen und auch der sowjetischen Seite zum Antrag, war die Umsiedlung des Antragstellers in das Deutsche Reich genehmigt. Danach hatte der reichsdeutscher Ortsbevollmächtiger die Aufgabe –im Zusammenwirken mit dem deutschen Gebietskommando in Czernowitz- den Abtransport der Umsiedler mit Sonderzügen zu organisieren und durchzuführen.

Im Oktober 1940 waren alleine aus der Gemeinde Althütte 408 deutsche Herdstellen mit insgesamt 1.724 Personen beim Ortsbevollmächtigten der deutschen Umsiedlungskommission zur Umsiedlung gemeldet und auch angenommen, die organisiert in zwei Sonderzügen ab Bahnhof Czudyn in das Deutsche Reich umgesiedelt wurden. Im Oktober und November 1940 wurden aus dem amtlichen Ortsbereich „Bu 9“ Althütte, dazu auch noch aus den Gemeinden Krasna Putna und Krasna Ilski, insgesamt 2.999 Personen in drei Sonderzügen ab Bahnhof Czudyn in das Deutsche Reich umgesiedelt. Diese drei Sonderzüge fuhren am 06. Oktober, 13. Oktober und 07. November 1940 ab. Dabei waren 92 % reine deutsche Familien, 7 % Mischehen und 1 % Sonstige. Mit der Umsiedlung der Deutschen aus Althütte und Umgebung hörte dort für immer auf, das Deutschtum zu bestehen.

Nach der Umsiedlung der Deutschen aus Althütte im Herbst 1940 wurde Althütte als selbständige Gemeinde aufgelöst und als ein Dorf der Gemeindeverwaltung Krasna Putna angeschlossen. Seit dem Jahre 1995 ist Althütte (heute ukrainisch genannt „Stara Huta“) wieder eine selbständige politische Gemeinde geworden, mit einem ehrenamtlichen Bürgermeister und hatte zu dieser Zeit etwa 1.500 Einwohner.

Die Entfernung von Althütte betragen: Nach Krasna Putna = 4 km, nach Czudyn = 10 km, nach Storozynetz = 26 km, nach Czernowitz = 48 km und zur ukrainisch/rumänischen Grenze nach Süden sind es 13 km. Von Althütte nach Neuhütte beträgt die Entfernung über die unbefestigte lose Straße durch den Wald = 4 km und dann von Neuhütte nach Augustendorf, ebenfalls durch den Wald nochmals 4 km. Damit sind von Althütte nach Augustendorf –diesen Waldweg entlang- insgesamt 8 km.