Der erste deutschböhmische Ort des Buchenlandes
“200 Jahre seit der Gründung von Althütte: Der erste deutschböhmische Ort des Buchenlandes,
in Erinnerungen an Althütte, Bukowina,” Walter Ernst, Ed.
Augsburg—Querfurt: Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen e.V., 2002: 29-36
Einführung
Im Jahrzehnt vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges konnten die Deutschen der Bukowina dreier Ereignisse festlich und feierlich gedenken, die 150 Jahre vorher stattgefunden hatten: Im Sommer 1932 beging man in Czernowitz-Rosch und Molodia die 150-Jahrfeier der Ansiedlung der ersten Schwaben im österreichisch gewordenen Buchenland, im Sommer 1936 fand eine große Gedenkfeier in Erinnerung an die Ansiedlung der ersten Zipser in der Bukowina in Jakobeny statt, und im Sommer 1937 folgte in Radautz die gemeinsame Gedenkfeier an die Ansiedlung der Erbzinsler (Schwaben) in den acht Schwabendörfern des Buchenlandes.
Ein halbes Dutzend Jahre danach wären es 150 Jahre seit der Gründung des ersten deutschböhmischen Dorfes der Bukowina gewesen und dieses Ereignis hätten die Deutschböhmen sicher gebührend gefeiert. Doch infolge des Kriegsausbruches und der Umsiedlung 1940 kam es nicht mehr dazu. Vielleicht hätte dann in der Zeit der Vorbereitungen auf dieses Jubiläum ein Heimatforscher die „Geschichte von Althütte” an Hand von damals noch vor Ort vorhandenen Unterlagen geschrieben, zumindest wären, wie bei den Feiern in Rosch, Molodia, Jakobeny und Radautz in Zeitungen und Zeitschriften Berichte über die Entstehung und Entwicklung dieses ältesten deutschböhmischen Dorfes der Bukowina erschienen.
Wenn nun versucht wird, das hier nachzuholen, so ist dieses Unterfangen von vornherein zur Unvollständigkeit verurteilt, weil es nur aus zweiter sowie dritter Hand und dabei wieder nur aus lückenhaften Quellen möglich ist. Die Chronik ist also verdammt, ein Torso, ein verhältnismäßig ärmliches Stückwerk zu werden, das der Verfasser aus noch erreichbaren Unterlagen zusammen zu stellen versucht. Es geschieht zudem verspätet, weil bei ihm und anderen das Jahr 1793 in Vergessenheit geraten war. Er entsann sich erst darauf, nachdem die Umsiedler aus Althütte am 18. und 19. September 1993 ihr erstes Heimattreffen im neuen Bundesland Sachsen-Anhalt veranstaltet hatten.
Die Glashütte Krasna
1. Ursachen der ersten Ansiedlung von Deutschböhmen in der Bukowina
Der Hauptgrund zur Berufung der ersten Glasarbeiter aus dem Königreich Böhmen in die Bukowina geht auf den Hauptreichtum dieser Region, den Wald, zurück. Es gibt kein Buch und keine größere Schrift über den Landstrich, in denen nicht über die ausgedehnten Wälder des Buchenlandes berichtet wird. Im Jahre 1775 befanden sie sich fast ausschließlich im Besitz des orthodoxen Bischofs von Radautz und der orthodoxen (auch griechisch-orientalisch genannten) Klöster. Mit Einwilligung des Bischofs Cherescul von Radautz wurden der Großteil dieser Liegenschaften im April 1783 der staatlichen Verwaltung unterstellt und ab 25. April 1785 wurden diese vom neu gegründeten griechisch-orientalischen Religionsfonds übernommen. Dieser Fonds erleichterte sich die Bewirtschaftung der einstigen Güter des Bischofs und der Klöster, die damals die halbe Fläche der Bukowina ausmachten, in dem er sie an finanzkräftige Männer verpachtete, die ihrerseits oft einzelne Liegenschaften weiter verpachteten. So hatte beispielsweise Freiherr von Lezzeni, der damals im weit entfernten Lemberg (Lviv) lebte, im Jahre 1791 die ausgedehnten Güter der Religionsfonds-Herrschaft Kuczurmare (bei Czernowitz) und der von St. Onufry bei Sereth gleich für die Dauer von 30 Jahren gepachtet und nicht im entferntesten daran gedacht, sie selbst zu bewirtschaften. So verpachtete er sie noch im gleichen Jahr an Abraham Kriegshaber, der nicht nur reich gewesen sein mußte, sondern auch einflußreiche Freunde und Gönner im Kreisamt Czernowitz, bei der Regierung in Lemberg oder gar in Wien am Hof gehabt haben, weil er 1794 geadelt und dann am 14. Dezember 1818 als Anton Adam in den Ritterstand erhoben worden war.
Kriegshaber errichtete in Kuczurmare eine eigene Pachtverwaltung ein und vergab einzelne Güter an andere Unterpächter. Für die Güter, Felder und Wiesen fand er solche ohne weiteres, nicht aber für die großen Waldungen. Zu diesen gehörte der große Wald westlich von Czudyn (rumänisch Ciudei), der sich an das Gut des Bojaren Alexander von Ilski anschloß und zunächst den Namen Krasna, später Krasna-Ilski erhielt. Der Pächter konnte es sich nicht leisten, diesen ausgedehnten Wald ungenutzt zu belassen. Der Bedarf an Holz für Bauten, Herde und Öfen, für Gerätschaften und Hauseinrichtungen konnte überall in der Bukowina aus nahegelegenen Wäldern gedeckt werden. So griff er die Vorschläge der beiden ersten Militärgouverneure der Bukowina auf. Graf Splény hatte bereits in seiner Denkschrift aus dem Jahre 1775 und sein Nachfolger Graf Enzenberg im Jahre 1779 zum Ausdruck gebracht, dass es sinnvoll wäre eine oder mehrere Glashütten anzulegen. Raimund Friedrich Kaindl schreibt dazu in seinem Buch über die Besiedlung der Bukowina (Seite 343): „So berief Kriegshaber im Jahre 1793 ohne Dazwischenkunft der Kammer (in Wien, Anm. des Verfassers) Glasmacher aus Deutschböhmen”, die 1793 im Walde von Krasna die erste Glashütte der Bukowina errichteten. Über zwei Jahrzehnte blieb sie in allen Urkunden amtlich die „Glashütte Krasna”.
2. Ihre Entwicklung
Über den Betrieb dieser Hütte ist wenig bekannt, schrieb Kaindl weiter. Das konnte er nur im Vergleich mit den beiden anderen Glashütten, in Putna und Fürstenthal (rumänisch Voivodeasa), behaupten, über die er im gleichen Werk ausführlich berichtet hat. Er bzw. auch Wickenhauser, dessen gesammelte Manuskripte und Notizen Kaindl aus dessen Hinterlassenschaft übernommen hatte, wußten damals noch nichts von den Hinweisen zweier Zeitzeugen, weil diese in Wiener Archiven lagen. Es ist das Verdienst von Dr. Rudolf Wagner, sie veröffentlicht zu haben.
a) So schrieb der Rentmeister Johann Modes aus Radautz bereits am 30. April 1794 an den Rentmeister i. R. Ferdinand Dans:„Daß die Glashütte zu Krasna das schönste Glas erzeugt und daß der Absatz so stark ist, daß man mit der Erzeugung nicht folgen kann, alle Käufer zu befriedigen…”(Dr. R. Wagner, S. 186).
b) Der Cameral-Direktor in St. Illie, Albert von Kugler, schrieb an den selben Rentmeister Dans am 10. Oktober 1794:„Die Glashütte zu Krasna enthält einen Hohl- und einen Tafelglasofen. Diese zwei Öfen zusammen enthalten 16 Hafen oder Schmelztiegel…. Das erzeugte Glas ist sehr schön und rein, jedoch ist der Kies oder Glaßsand nicht da bei der Glaßhütte, sondern der Sand wird aus Uhrynkowce, Zalesczyker Kreis, sowie auch der Tiegelleim von Dziewieczicz aus der Lubaczower Herrschaft mit vielen Kosten beigeführt. Bios der dichte Wald und die Leichtigkeit der Pottascheerzeugung hat eine Glaßhütte zu Krasna hervorgebracht.”(Wagner, S. 141) Kugler stellte demnach fest, dass nur der Wald der Grund zur Errichtung der Glashütte von Krasna war. Das Herbeischaffen von Kies und Tiegelleim über große Entfernungen für damalige Verhältnisse aus dem benachbarten Galizien bestätigt auch die Feststellung des Grafen Enzenberg, dass er bei seinen vielen Reisen in der Bukowina das nötige Material für die Glasfabrikation, nämlich den feinen weißen Kieselstein sehr selten in den Gebirgsbächen gefunden habe.
Wenn also das Rohmaterial für die Glaserzeugung so weit hergeschafft werden mußte und zusätzliche Unkosten verursachte, wird die Glashütte keinen sehr hohen Reingewinn für den Pächter abgeworfen haben, aber doch den Lohn und somit den Lebensunterhalt für die Glasmacher und ihre Familien.
Dass der Pächter Kriegshaber mit der Entwicklung seines neuen Betriebes zufrieden war, beweist auch die Tatsache, daß er bereits 1799 mit der Anwerbung von „wohlfeilen Holzschlägern” in der Gegend von Trenczin (damals zu Ungarn gehörend, heute Slowakei) begann, von wo dann besonders im Frühjahr 1803 einige Hundert Slowaken in die Bukowina kamen, einige von ihnen wurden bei der Glasfabrik Krasna beschäftigt (Kaindl, S. 279, siehe auch Kirchenmatriken).
Wenn festgehalten wurde, dass 1804 der Absatz unbedeutend war und zumeist nach Lemberg ging, so bestand zumindest keine Gefahr für den Fortbestand der Glashütte für weitere zehn Jahre. So schlecht ging sie also nicht, daß man „kalten Ofen” machte, wie das Fachwort für die Stilllegung einer Glashütte damals hieß.
3. Ihre Verlegung
Im Gebiet des mittleren Böhmerwaldes gab es bereits vor mehr als 200 Jahren das, was allmählich auf die Glashütte von Krasna zukam: Der umliegende Wald wurde langsam aber stetig abgeholzt und so mußte sie verlegt werden. Josef Blau hat dafür ein eigenes Kapitel („Glashütten wandern”) in seinem Buch „Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald” gebraucht. Darin schreibt er (S. 27) u.a.: „Der erste Glashüttenbetrieb war fast immer ein Wanderbetrieb. Wenn die Holzvorräte eines Tales erschöpft waren, fraß sich die Hütte immer weiter und höher in den Wald hinein, ähnlich dem nomadischen Wanderhirten, der mit Zelt und Herd weiter zog, immer neuen Grasflächen nach.” Und er führt die Beschwerde über die Glasmeister aus dem böhmischen Seewiesen von 1651 bei der Landesregierung an, dass sie innerhalb von 30 Jahren zweimal in den Wald vorgerückt seien. Ähnlich war es mit der 1599 erwähnten Schönbrunner Hütte im bayerischen Wald, die um 1650, also 40 Jahre später und nochmals 70 Jahre danach abermals reicheren Holzbeständen „nachwandern” mußte.
So kam es auch für die Glashütte Krasna, nachdem das Holz in der näheren Umgebung nach und nach verbraucht worden war. Zuerst ging 1812-1814 die Glasmacherei immer mehr zurück, 1814-1817 wurde sie dann aufgelassen. Schließlich stürzte die Hütte ein (Kaindl, S. 346). Deshalb wurde 1817 im dichten Wald im Bereich Czudyn, eine halbe Stunde weiter, eine neue Hütte errichtet. Man nannte sie einfach Neuhütte zum Unterschied von Althütte. Damit war auch eine neue Siedlung entstanden, anfangs amtlich Czudyner Hütte genannt. Ein Teil der Arbeiter der alten Hütte war nach Neuhütte weiter gezogen. Da wohl viele der Erstansiedler aus 1793 bzw. deren Nachfahren nicht mehr lebten, arbeitsunfähig waren, nicht mit ziehen wollten oder in der Zwischenzeit den Beruf gewechselt hatten, reichte der Facharbeiterstamm für die neue Hütte nicht aus. Pächter Kriegshaber mußte erneut Glasarbeiter aus Böhmen anwerben. Eine Zahl ist nicht angegeben, jedenfalls wuchs die Bevölkerung von Neuhütte durch Zuzug kräftig an, die neuen Namen lassen sich später in den Kirchenbüchern, einschließlich Filialen, ermitteln.
4. Das Ende der neuen Hütte
Im Jahre 1821 war der 30jährige Pachtvertrag abgelaufen und der Eigentümer, die Religionsfonds-Herrschaft Kuczurmare, löste vom Pächter die Hüttengebäude ab, um sie selbst zu betreiben. Dafür schloß die Herrschaft mit den Bewohnern von Alt- und Neuhütte einen Vertrag ab für die Jahre 1821-1827. Über diese Zeit ist relativ viel bekannt über die Eigentumsverhältnisse, die Grundzinsen und Fronarbeiten, aber nichts über die Glashütte selbst. So kann auch hier nicht mehr dazu berichtet werden. Das gilt diesbezüglich ebenso für die ersten Jahrzehnte danach. Bevor Kaindl sein Kapitel über Alt- und Neuhütte mit Angabe der Einwohnerzahlen abschließt, führt der Historiker an: „Die Glasfabrik in Neuhütte ist nun (1902) auch schon seit Jahrzehnten außer Betrieb. Die Colonisten haben andere Erwerbszweige ergriffen; nur wenige finden, nachdem auch später entstandene Glashütten in jener Gegend eingegangen sind, noch in der letzten der Bukowiner Glasfabriken zu Lunka Frumosa als Glasmacher Arbeit.” (Kaindl, S. 353; die Jahrbücher der Bukowiner Industrie- und Handelskammer, gegr. 1851, wurden in diese Richtung noch nicht untersucht.)
5. Die Herkunftsgebiete der Siedler
a) Deutschböhmen. In allen erhaltenen Berichten über die ersten Siedler von Krasna bzw. von Alt- und Neuhütte heißt es, dass sie „aus Böhmen”, genauer höchstens „aus Westböhmen” gekommen seien. Ein Grund für diese vage Benennung des Herkunftsgebietes liegt darin, dass die Pfarrmatrikeln für Althütte den Forschern erst ab den Jahren 1820 zur Verfügung standen, obwohl sie schon für die Jahre davor geführt worden waren. Darüber noch an anderer Stelle dieses Beitrags.
Den Namen nach, die sich fast über-150 Jahre lang in der Gemeinde erhalten haben und auch nach den wenigen Hinweisen auf Geburtsorte einzelner Personen, dürfen wir annehmen, dass sie praktisch alle aus dem mittleren Böhmerwald kamen (belegt durch jüngste Forschungen von Michael Augustin, dargelegt beim Bundestreffen 2002), wo dereinst eine lange Kette von Glashütten bestand, darunter zwei, die um das Jahr 1793 in wirtschaftlicher Krise standen. Von den Enkeln des zu Reichtum und Ansehen aufgestiegenen Glasmachermeisters Johann Georg (Hansjörg) Hafenbrädl (gest. am 5. Mai 1769 im Alter von 85 Jahren) waren zwei in Schulden geraten. Der eine, Hans Wenzel H., Glasmeister der Gerlhütte bei Seewiesen, hatte allein für gelieferte Pottasche, die er von zwei Firmen bezogen hatte, 9.000 fl bzw. 15.000 fl, also 24.000 fl Schulden. Er hoffte sich finanziell zu sanieren, in dem er in Rozineczka bei Lubaczow in Galizien eine neue Kristallglashütte errichtete und einen Teil seiner Glasarbeiter dort hin mitnahm. Das geschah im Jahre 1793. Sechs Jahre später hatte er weitere 10.000 fl Schulden und machte bankrott. Auch sein Hab und Gut in der alten Heimat wurde versteigert. Das Sprichwort „Glück und Glas, wie leicht zerbricht das!”, wurde harte Wirklichkeit für ihn selbst und für seine Landsleute. Diese versuchten neues Glück und kamen 1797 nach Krasna, wo die zweite Glashütte der Bukowina erbaut wurde.
Der zweite Enkel, Felix Hafenbrädl, erwarb 1788 die Hütte Storn bei Eisenstein. Er hatte Verbindungen zu Firmen in Mailand und Amsterdam, war der erste aus der Familie, der sich Fabrikant nannte. Wie sein Vetter machte jedoch auch er Schulden, nur nicht in der gleichen Höhe, und zwar ebenfalls für Pottasche, die ihm ein Handlungshaus aus Prag lieferte. Als er im Winter 1791-1792 in Amsterdam weilte, um das dorthin verfrachtete Glas zu verkaufen, ließ man ihn dort in Schuldarrest stecken, so dass er sein Glas nicht verkaufen konnte. Wahrscheinlich hatte seine Schwiegermutter für ihn Bürgschaft geleistet, weil er im Frühjahr 1792 frei wurde. Aber seine Storner Glashütte lag inzwischen still. Der Betrieb wurde wieder aufgenommen und er hörte erst 1808 zu bestehen auf.
Der „kalte Ofen” in Storn im Jahre 1791-1792 war vielleicht mit ein Anlaß, dass arbeitslose Glasmacher dieser Hütte der Werbung Kriegshabers Folge leisteten und 1793 nach Krasna kamen. Demnach liegt der Gedanke nahe, dass die ersten Siedler nach Krasna-Althütte aus der Umgebung der Glashütte Storn nördlich des Spitzberges bei Eisenstein im Böhmerwald stammten. Ist das nur eine Vermutung, dann ist deren damalige Notlage hingegen eine Gewißheit, die sie zu diesem Schritt veranlaßt hatte. Sie kamen nämlich nur gegen mündliche Zusage von Lohn sowie Unterkunft und ohne schriftlichen Vertrag. Sie waren daheim wohl ohne Arbeit und Brot, aber sie hatten ihre Häuschen oder wenigstens eine Wohnung, die sie nun gegen mündliches Versprechen aufgaben, und dazu Hausrat und -gerate, die sie nicht auf den weiten Weg und zu Fuß obendrauf bis in den „Urwald” in Krasna mitnehmen konnten. Das war ein gewaltiges Wagnis vor 200 Jahren, auf das sich die Menschen damals eingelassen haben, denn Eines wußten sie bestimmt: Alles was sie erwartete war Wald, sonst nichts. Ihre Hoffnung auf ein besseres Leben aber war stärker als alle Bedenken. Es ist zu vermuten, dass es vorwiegend jüngere Menschen waren, die bei Migrationen generell immer schon den mobilsten Teil der Bevölkerung ausmachten.
b) Die Slowaken. Diese Hoffnung ließen 1803 dann auch Slowaken in die Bukowina kommen, als der Pächter von Kriegshaber um sie warb. Für sie galt auch das gleiche Sprichwort: „Wer mit der Hoffnung fährt, hat die Armut zum Kutscher.” Einen anderen Grund für das Verlassen ihrer alten Heimat kennen wir nicht. Sie kamen aus der erwähnten Gespanschaft (Verwaltungsgebiet) Trenczin im damaligen.Oberungarn. Trentschin, heute amtlich Trencin in der Slowakischen Republik, liegt etwa 100 Kilometer nordöstlich der Landeshauptstadt Preßburg/Bratislawa. Von den einigen Hundert Slowaken kam ein Teil als Holzfäller für die Glasfabrik Krasna. Eine genauere Zahl ist ebenso unbekannt wie bei den Deutschböhmen, die zehn Jahre früher dorthin gekommen waren. Dreißig Jahre später zählte man für Alt- und Neuhütte zusammen 51 slowakische Familien (Zeitraum 1835-1841) und auch damals waren diese meist Holzfäller. In den amtlichen Schriften werden diese katholischen Slowaken für die Orte geführt, selbst wenn manche nicht in den beiden Dörfern wohnten, sondern auf dem Gebiet des Religionsfonds Kuczurmare.
Nachdem sie 1821 ein Gesuch an den Kaiser Franz I. um Zuweisung von Grundstücken gebeten hatten und ihr Gesuch von der Hofkammer in Lemberg am 25. Januar 1822 an die Bukowiner Behörden weiter geleitet worden war, aber letztendlich ohne Erfolg blieb, ließen sich 1841 rund 40 Familien aus Krasna in der neuen Siedlung Pojana Mikuli nieder. Vermerkenswert ist die Begründung in der abschlägigen Beantwortung des Bezirksinspektors Franz Schubert. Er hatte am 29. Juni 1822 geschrieben, dass keine Herrschaft mehr so viel Grund beisammen habe, um 80 oder 130 Familien (aus Krasna und Terebleschtie) geschlossen ansiedeln zu können, und fährt fort: „Sie haben sich bei der Glashütte in Krasna angesiedelt, wo ihnen der Pächter Waldgründe zum Anbau angewiesen hat, und wo sie zum Holzschlag verwendet werden. Dort sind auch Deutschböhmen seßhaft, denen es nicht einfällt, um Ansiedlung zu bitten, da sie wissen, dass sie sich durch Anstrengung ihrer Kräfte ernähren können und kein Vermögen als ihre gesunden Arme haben” (Kaindl, S. 214). Eine Anerkennung und ein amtliches Lob für die deutschböhmischen Mitbewohner.