Veröffentlicht in Bukowina: Heimat von Gestern
(Karlsruhe: Selbstverlag “Arbeitskreis Bukowina Heimatbuch,” 1956), S. 148-9
herausgegeben von Erwin Massier, Josef Talsky, and B. C. Grigorowicz
Veröffentlicht, 03. Januar 2022
Es gab keine einzige deutschböhmische Siedlung im Buchenlande, welche in ihrer Anlage und Bauweise im Landschaftsbilde so sehr den Charakter der deutschen Siedlungen im Boemerwalde beibehalten hatte, wie das in den Ausläufern der Karpaten auf der suedlichen Talstufe des Serethflusses gelegene, liebliche Augustendorf.
Wärend alle anderen deutschen Siedlungen, nur mit wenigen Ausnahmen beiderseits einer geraden, zumeist mit Alleebäumen bepflanzten, breiten Straße angelegt und so die militärische Hand erkennen ließen, welche die Kolonien geschaffen hatte, hatte sich das 1838 entstandene Augustendorf dem Charakter der Landschaft angepaßt. Mit seinen engen, weitverzweigten Gassen, an die sich beiderseits schmucke Gehöfte in der leichten Bauweise der Gebirgsgegend dicht anschlossen, im weiten Umkreise von Tannen und Kiefernwäldern umrahmt, erinnerte die Siedlung auf das täuschendste an die ebenso schlichten aber auch reinlichen, schönen Dörfer im Böhmerwald, und zwar in seinem schönsten Teile, um den Osser und Arber herum.
Augustendorf verdankte seine Entstehung nicht der staatlichen Fürsorge, sondern dem Willen der damaligen Großgrundbesitzerin von Banila am Sereth, Frau Augustine Gojan-Fedorowicz, nach der die Ansiedlung den Namen erhalten hatte. In ähnlicher Weise waren bekanntlich auch die Kolonien Alexander-, Katharinen- und Nikolausdorf entstanden.
Die Augustendorfer wurden von Frau Gojan zu dem Zwecke angesiedelt, um das damals wild verwachsene Land zu roden und urbar zu machen. Jeder Kolonist erhielt für sich und seine Familie 8 Falschen Jungwald und 2 Falschen Hutweide als Eigentum sowie Nutzrecht an je 3 Joch Wald. Der einzelne Mußte jedoch dafür dem Gutshofe gewisse Arbeiten leisten.
Im Anfang wurden nur zwanzig Familien angesiedelt. Sie wurden einem Einwanderertrupp entnommen, der aus dem Westen nach Radautz gekommen war. Später gesellten sich noch einige Familien hinzu, die aus dem ungarischen Banat weitergezogen waren.
Die ältesten eingewanderten Kolonistenfamilien waren Erl, Hasenkopf, Kampf und Mirwald. Georg Hebler, der Stammvater einer zuletzt sehr zahlreichen Familie in Augustendorf, zog erst später zu.
Als der den Kolonisten zugewiesene Wald gerodet war und die neuen Ansiedler auf dem dürren Boden für sich und ihre immer größer werdenden Familien zu ihrem Lebensunterhalt nicht genug erzeugen konnten, wandte sich der Großteil dem Kohlenbrennen zu. Ein anderer wurde Glasarbeiter in den nur wenige Kilometer entfernten Glashütten Althütte und Neuhütte, während der Rest als Zimmerleute sich Erwerb und Verdienst im Lande außerhalb der Gemeinde suchte. Landwirte im eigentlichen Sinne gab es nur wenige in der Siedlung.
Während die Holzschuhe, welche die Ansiedler aus der alten Heimat mitgebracht hatten, noch unverändert bis zur Umsiedlung getragen wurden, war die gleichfalls mit in die Bukowina gebrachte eigenartige Kopfbedeckung der männlichen Bevölkerung, die aus einer Filzkappe mit breitem Lederschirm bestand, längst verschwunden. Wie in allen deutschen Siedlungen,Besaß jedes Häuschen, auch das der Ärmsten, einen kleinen Vorgarten hinter dem Stackettenzaun, in dem allerlei Blumen gezüchtet wurden. Selbstverständlich fehlten auch nicht die Topfblumen in den Frontfestern.
Die gesamte Bevölkerung, die an 700 Seelen zählte, war durchwegs röm.-katholisch. Augustendorf gehörte zur röm. -kath. Pfarrkirche Althütte, auf deren Gottesacker auch die Augustendorfer Toten beerdigt wurden. Im Jahre 1905 errichtete der Trinitarierorden in Augustendorf eine Ordensniederlassung. Die deutschen Patres Athanasius Sonntag, Vinzent Mayerhofer und Valentin Probst, zu denen Später noch P. Felix Sollinger kam, errichteten an stelle der alten Holzkapelle eine stattliche Kirche mit einem schönen Ordenshaus und brachten neues kirchliches und völkisches Leben in die Gemeinde, die unter ihrer Leitung bald einen Großen Aufschwung nahm. Späterhin verblieb nur noch Pater Superior A. Sonntag in der Gemeinde, die er drei Jahrzehnte lang betreute und von allen geliebt und verehrt wurde. Eines der schönsten von Pater Sonntag geschaffenen Werke war das geräumige und gut ausgestattete deutsche Volksheim. In Jahre 1930 wurde auch ein Kindererholungsheim des Kulturvereins errichtet.
Die Gemeinde Augustendorf war wegen ihrer schönen Lage in gesunder Gebirgsgegend, des vorzüglichen Flußbades, der Freundlichkeit ihrer Bewohner und der Nähe der landeshauptstadt Czernowitz, die in gut einer Stunde mit dem Autobus zu erreichen war, als Sommerfrische sehr begehrt. Deutsches Leben und deutsche Lieder waren hier hochgeschätzt und in Ehren gehalten.