Die Umsiedlung der Buchenlanddeutschen im Herbst 1940 – (1)

Teil 1: Die Vorbereitung der Umsiedlung der Buchenlanddeutschen in Berlin

Willi Kosiul

Aus der Website des Willi Kosiul
Hier wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung des Sohns des Autors
13. Februar 2021


Bereits 1939 gab es Einschätzungen aus Czernowitz nach Berlin, über die zu schwache Existenzfähigkeit der deutschen Volksgruppe in der Bukowina und dabei auch die Gedanken, der Notwendigkeit ihrer Umsiedlung in das damalige Deutsche Reich. Als im Herbst 1939 die Umsiedlung der Wolhyniendeutschen sowie der Galiziendeutschen zwischen Berlin und Moskau vereinbart und danach zum Ende des Jahres auch durchgeführt wurde, da wurde die Umsiedlung der Buchenlanddeutschen immer akuter und aktueller. Die sowjetische Besetzung der rumänischen Nordbukowina am 28. Juni 1940, löste dann die Umsiedlung der Deutschen aus der Nordbukowina und danach auch aus der Südbukowina aus, was danach auch im Herbst 1940 so erfolgt ist.

Schon im August 1940 wurde im Deutschen Reich, durch die Volksdeutsche Mittelstelle in Berlin, das gesamte Gebiet der Nordbukowina in 13 Ortsbereiche (in Bu 1 bis Bu 13) eingeteilt und danach auch so die Umsiedlung dieser Deutschen aus der Nordbukowina in das Deutsche Reich vorbereitet und durchgeführt.

Die Kennzeichnung „Bu“ bedeutete Nordbukowina, die ersten Ziffern nach „Bu“ bestimmten den jeweiligen Ortsbereich und die danach in der Bukowina festgelegten Ziffern waren die vergebenden persönlichen Daten für den jeweiligen Umsiedler. Diese Gebiets- und Ortsbezeichnung und die danach vergebene Kennzeichnung für jede Person, begleiteten jeden Umsiedler bei der Umsiedlung in das Deutsche Reich, bei der Durchschleusung und Einbürgerung sowie auch bei seiner Ansiedlung und auch bei seinem weiteren Schicksal bis 1945.

Im Sommer 1940 wurde in Berlin –aus SS-Männern- ein Umsiedlungskommandos für das Umsiedlungsgebiet Bessarabien und die Nordbukowina gebildet. Dazu wurde in Berlin-Stahnsdorf ein Vorbereitungslager eingerichtet, worin diese angeworbenen SS-Einsatzkräfte kaserniert untergebracht, geschult, dafür ausgebildet und ganz konkret auf diesen ihren kommenden Einsatz vorbereitet wurden. Dadurch wurden diese Einsatzkräfte befähigt, in ihrem Einsatzgebiet eine selbstständige und umsichtige sowie zuverlässige Arbeit vor Ort zu leisten.

Nach langen Verhandlungen der Deutschen Reichsregierung mit der Regierung der UdSSR in Moskau, wurde am 05. September 1940 der Vertrag über die Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung aus Bessarabien und der Nordbukowina in das Deutsche Reich beschlossen. Laut diesem deutsch-sowjetischen Umsiedlungsvertrag konnte danach die Umsiedlung der Deutschen aus Bessarabien und der Nordbukowina sofort beginnen und musste bis zum 17. November 1940 abgeschlossen sein.

Als am 05. September 1940 der deutsch-sowjetische Umsiedlungsvertrag in Moskau unterzeichnet war, wurde dieser Vorbereitungslehrgang in Berlin-Stahnsdorf sofort beendet und alles für die unmittelbare Abreise des deutschen Umsiedlungskommandos in das Einsatzgebiet Bessarabien und in die Nordbukowina vorbereitet.

Der Leiter dieses deutschen Umsiedlungskommandos für Bessarabien und die Nordbukowina war, SS-Standartenführer Hoffmeyer (im Dienstgrad wie Oberst), der sich offiziell „Deutscher Hauptbevollmächtigter“ nannte. Dieser Leiter hatte mit seinem Umsiedlungskommando und seinem Arbeitsstab seinen Sitz im bessarabischen deutschen Städtchen Tarutino. Dabei gab es für das Gebiet der Nordbukowina ein Gebietskommando mit ihrem Sitz in Czernowitz. Am 09. September 1940 fuhr dann dieses Umsiedlungskommando in zwei getrennten Sonderzügen ab Bahnhof Berlin-Lichtenberg über Krakau, einer nach Bessarabien und der andere in die Nordbukowina.

Am 22. Oktober 1940 wurde eine deutsch-rumänische Vereinbarung in Bukarest unterzeichnet, wonach die Deutschen aus der Südbukowina und der Dobrudscha in das Deutsche Reich umgesiedelt werden konnten. Die Umsiedlung der Deutschen aus der rumänischen Südbukowina sollte –laut dieser Vereinbarung- in Sonderzügen über Klausenburg – Budapest – Wien und die der Dobrudschadeutschen auf Schiffen auf der Donau flussaufwärts in das Deutsche Reich erfolgen, was danach so auch durchgeführt wurde.

Auch die Umsiedlung der Deutschen aus der rumänischen Südbukowina wurde ebenfalls schon im Sommer 1940 -durch die Volksdeutsche Mittelstelle in Berlin- langfristig vorbereitet und der Sitz des Gebietskommandos für die Kleinstadt Gura Humora festgelegt. Dabei wurde das Gebiet der Südbukowina territorial in zwei Umsiedlungsgebiete (Radautz und Gurahumora) eingeteilt und diese in insgesamt 19 untergeordnete Ortsbereiche (von Sbu 1 bis Sbu 19) gegliedert und dabei auch die Sitze der jeweiligen Ortsbevollmächtigten bestimmt. Auch hier bedeutete „Sbu“ = Südbukowina und die Ziffer waren der jeweilige Ortsbereich.

Sobald die deutsch-rumänische Umsiedlungsvereinbarung am 22. Oktober 1940 in Bukarest unterzeichnet war, wurde das bereits darauf vorbereitete deutsche Umsiedlungskommando für die rumänische Südbukowina und die Dobrudscha aus Berlin nach Rumänien verlegt.


Teil 2: Die Vorbereitung der Umsiedlung der Deutschen in der Bukowina