Die Bukowina im II. Weltkrieg – (1)

Teil 1: Der Beginn des Zweiten Weltkrieges

Willi Kosiul

Aus der Website des Willi Kosiul
Hier wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung des Sohns des Autors
21. Februar 2021


Am 23. August 1939 wurde, zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion – in Moskau- ein offizieller Nichtangriffspakt abgeschlossen, der so genannte „Hitler-Stalin-Pakt“. Dieser Vertrag wurde zwischen den beiden dazu beauftragten Außenministern, dem deutschen Außenminister Ribbentrop und den sowjetischen Außenminister Molotow ausgehandelt und auch persönlich in Moskau abgeschlossen. Beide Außenminister hatten dazu von ihren Vorgesetzten die Instruktion und auch die volle Vollmacht dazu, diesen Vertrag persönlich zu unterzeichnen. Hitler war persönlich zu diesen Verhandlungen nicht in Moskau und Stalin war dazu auch nicht Berlin.

Zu diesem Nichtangriffspakt wurde auch noch ein geheimes Zusatzprotokoll zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion abgeschlossen, worin die Interessensphären zwischen diesen beiden Großmächten in Ost- und Südosteuropa aufgeteilt und festgelegt wurden. In diesem geheimen Zusatzprotokoll wurde West- und Zentralpolen von der Ostsee und Ostpreußen, mit Litauen, bis zu den Beskiden sowie Rumänien als deutsches Interessengebiet deklariert. Ostpolen, die zwei Baltikumstaaten (Lettland und Estland, außer Litauen) sowie auch das rumänische Bessarabien wurden zum sowjetischen Interessengebiet erklärt. Danach war das rumänische Bessarabien ein sowjetisches Interessengebiet und Rumänien mit der gesamten Bukowina ein deutsches Interessengebiet. Bei diesem festgelegten sowjetischen Interessengebiet spielte die nördliche Bukowina noch gar keine Rolle und darüber wurde auch keine solche Extra-Aussage getroffen. Hier wurde aber festgelegt, das Rumänien ein deutsches Interessengebiet war und da die gesamte Bukowina damals noch zu Rumänien gehörte, war auch der nördliche Teil der Bukowina in dieses deutsche Interessengebiet eingeschlossen. Die sowjetische Besetzung der rumänischen nördlichen Bukowina wurde erst nachträglich –Anfang 1940- sowie auch eigenmächtig durch die Sowjetunion festgelegt und Berlin nur später darüber informiert. Da Berlin dagegen keinen offiziellen Einspruch erhob, betrachtete Moskau das als eine deutsche Zustimmung dazu. Danach handelten damals beide Großmächte, wie Berlin so auch Moskau, –in allgemeiner gegenseitiger Übereinstimmung- nach ihrem geheimen Zusatzprotokoll vertragstreu, nahmen ihre Interessen war und besetzten nach und nach –jeder für sich- demonstrativ vor aller Welt, diese Gebiete für immer.

Durch dieses geheime Zusatzprotokoll erhielt das Deutsche Reich, durch die Sowjetunion, freie Bahn für den Einmarsch am 01. September 1939 in Polen und auch für die Wahrnehmung seiner Interessen in Rumänien. Durch dieses geheime Zusatzprotokoll erhielt auch die Sowjetunion, durch das Deutsche Reich, freie Bahn für die Besetzung Ostpolens –von Ostpreußen bis einschließlich Galizien und bis zu den Beskiden, dann für die Besetzung der selbstständigen, unabhängigen sowie souveränen beiden baltischen Staaten und auch der Okkupation des nordöstlichen Teil Rumäniens = der Landschaft Bessarabien. So hatte damals Berlin sowie auch Moskau bis Juni 1940 ihre vereinbarten Interessengebiete eingenommen sowie sie danach auch beherrscht und damit den wesentlichen Inhalt ihres geheimen Zusatzprotokolls auch erfolgreich verwirklicht. So ermöglichte dieser damals am 23. August 1939 abgeschlossene „Hitler-Stalin-Pakt“ und das dazu abgeschlossene geheime Zusatzprotokoll, dem Deutschen Reich und auch der Sowjetunion, diese damals unter ihnen aufgeteilten Gebiete erfolgreich zu besetzen. Die westlichen Verbündeten Polens und auch die alten Freunde Rumäniens, wie Frankreich und auch Großbritannien, hatten sich wohl darüber aufgeregt, sahen aber diesem Krieg in Polen 1939 und der Besetzung der baltischen Staaten sowie der rumänischen nordöstlichen Gebiete 1940 tatenlos zu. Dadurch konnten diese beiden europäischen Großmächte –das Deutsche Reich und auch die Sowjetunion- zielgerichtet und ungestört auch ihre militärischen Aktionen und Okkupationen erfolgreich durchführen. Am 01. September 1939 überschritten die deutschen Truppen aus Westen und Norden sowie auch aus Süden kommend, die deutsch-polnische Grenze und besetzten fast ganz Polen bis hinter Warschau, bis zum Fluss Bug und im südlichen Frontabschnitt, Wolhynien und Galizien bis zum Fluss San. Am 17. September 1939 überschritten dann auch aus Osten kommend die sowjetischen Truppen die sowjetisch-polnische Grenze und besetzten den östlichen Teil Polens auch bis zum Fluss Bug und dem San. Die deutschen Truppen waren in ihrem südlichen Frontabschnitt zu schnell und zu weit nach Osten vorgedrungen und hatten sich im Raum Lemberg mit der Roten Armee getroffen. Danach mussten sich die Deutschen –wie im Geheimprotokoll vom 23. August 1939 zu den Interessensphären vereinbart- bis an den Fluss San wieder zurückziehen und dieses Gebiet östlich des Flusses San der Sowjetunion überlassen.

Damit war in der Neuzeit die vierte Teilung Polens –jetzt durch das Deutsche Reich und die Sowjetunion- beendet, Polen in zwei Teile zerrissen und der polnische Staat aufgelöst. Damit hatte der –seit 1918 erst existierende polnische Staat- schon nach 21 Jahren – 1939- aufgehört zu bestehen. Der damalige Traum des damaligen polnischen Kriegsministers, von Sommer 1939, bei einem Kriegsfall zwischen Polen und dem Deutschen Reich, mit seinen siegesgewissen polnischen Truppen in Berlin ein zu marschieren und dort seinen Sieg über das Deutsche Reich zu feiern, war damit schon im September 1939 geplatzt. Aus einem geträumten polnischen Einmarsch in Berlin wurde eine überhaste Flucht der polnischen Regierung sowie der polnischen Armeeführung durch die damals einzige mögliche Fluchtschleuse der Polen, durch die Bukowina nach Rumänien und danach über das Schwarze Meer weiter nach Frankreich und England. Durch diese deutsch-sowjetische Teilung Polens Ende September 1939, wurde Ost-Galizien bis zum Fluss San sowjetisches Gebiet und dadurch stand dann die Sowjetarmee an der nördlichen Grenze der rumänischen Bukowina. Diese Tatsache beunruhigte damals schon die Buchenlanddeutschen und brachte auch das rumänische Königreich in Bedrängnis. Da entstand schon die Frage, ob die Sowjetarmee dort stehen bleiben oder eines Tages weiter nach Süden in Rumänien eindringen wird.

Nachdem die Sowjetunion im September 1939 –im Einvernehmen mit dem Deutschen Reich- Ostpolen sowie jetzt alle drei baltischen Staaten besetzt und dann am 30. November 1939 auch noch Finnland überfallen hatte, machte sich die rumänische Regierung in Bukarest auch ernste Sorgen. Bukarest traute damals schon der Sowjetunion zu, auch ins rumänische Bessarabien einzumarschieren. Daher ordnete die rumänische Regierung bereits Ende 1939 sicherheitshalber die Mobilmachung einiger Jahrgänge ihrer Reservisten an, die danach auch zu ihren Einheiten einberufen wurden. Fähige Reservisten wurden dabei ausgewählt und zu verkürzten Offiziersschulen oder zu Unteroffizierslehrgängen abkommandiert um dadurch den Nachwuchs für die unteren – mittleren – und auch höheren Dienstränge auszubilden und abzusichern. Danach wurden auch zahlreiche Einheiten aus den rumänischen Garnisonen an die nordöstliche Grenze Rumäniens –wie auch nach Bessarabien und in die Bukowina- verlegt, um diese Grenze zur Sowjetunion vorsorglich sowie demonstrativ und besser abzusichern. Diese herangeführten rumänischen Einheiten standen dort in den Dörfern Bessarabiens nicht nur in Bereitschaft sondern führten dort aktive Gefechts- sowie Schießübungen durch, um im Falle eines sowjetischen Angriffes auf Rumänien, dort in Bessarabien ihr Vaterland zu verteidigen und die einfallende Sowjetarmee aufzuhalten, sowie sie zurück zu drängen.

Im Januar 1940 wurden die Vertreter der Buchenlanddeutschen sowie der Bessarabiendeutschen bei einer Unterredung bei der „Volksdeutschen Mittelstelle“ im Reich, durch Dr. Behrends informiert, dass es zu einer Beunruhigung der dortigen Volksdeutschen keinen Anlass gab. Die deutsche Reichsregierung hätte in geheimen Verhandlungen mit der sowjetischen Regierung dafür alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen getroffen und auch vereinbart. Die dortigen Deutschen würden in solchen Fällen in allen Fragen unter dem Schutz des Deutschen Reiches stehen.

Am 29. März 1940 informierte die sowjetische Regierung auf diplomatischem Wege die Regierung des Deutschen Reiches, das sie in nächster Zeit beabsichtige, laut dem geheimen Zusatzprotokoll, ihre weiteren Interessensphären-Gebiete in Besitz zu nehmen. Dabei erhob erstmals der sowjetische Außenminister Molotow, den sowjetischen Anspruch auch auf das Gebiet der nördlichen Bukowina und auch auf Litauen. Da Berlin diesen neuen sowjetischen Anspruch auf die Nordbukowina und Litauen zur Kenntnis nahm und dagegen keinen Einspruch erhob, betrachtete Moskau diese Haltung Berlins als Zustimmung und handelte dann in der weiteren Folge auch freizügig nach ihren eigenen neuen Vorstellungen. Als das Deutsche Reich am 09. April 1940 Dänemark und gleichzeitig auch Norwegen besetzte und am 10. Mai 1940 die deutsche Westfront gegen Holland – Belgien – Luxemburg – und Frankreich zum Angriff überging, danach wurde auch die Sowjetunion wieder kriegerisch aktiv, um nicht den Eroberungsanschluss in Europa zu verpassen.

Mitte Juni 1940 besetzte die Sowjetunion –laut der Festlegung ihrer Interessensphären- die zwei baltischen Staaten – Lettland – sowie Estland-, ging dabei eigenmächtig auch noch einen Schritt weiter und besetzte gleichzeitig auch Litauen für immer, was eigentlich deutsches Interessengebiet war. Doch das Deutsche Reich, nahm diese Eigenmächtigkeit Stalins, ohne dagegen zu protestieren in Kauf. Danach war, laut dem abgeschlossenen Zusatzprotokoll zwischen Moskau und Berlin- dann auch Bessarabien dran. Doch davon hatte die rumänische Regierung keine Kenntnis. Danach wuchs das Misstrauen der rumänischen Regierung gegenüber der Sowjetunion immer mehr an und Bukarest befürchtete danach auch einen solchen sowjetischen Überfall auf Rumänien. Mit den Aktivitäten der rumänische Armee an der rumänischen Nordostgrenze zur Sowjetunion, kamen in Bessarabien sowie auch in der Bukowina –unter den rumänischen Offizieren sowie auch den höheren Beamten- verschiedene geheime Gerüchte im Umlauf, die dort eine bestimmte latente Unsicherheit unter diesen erzeugte. Schon nach zwei Wochen – am 28. Juni 1940- mit dem Einmarsch der Sowjetarmee in Bessarabien und der Nordbukowina, hatten sich diese geheimen Gerüchte bewahrheitet, doch die rumänische Mobilmachung ihrer Reservisten sowie die Verstärkung ihrer Armee in Bessarabien hatte gar nichts genutzt und war wertlos. Denn diese rumänischen Einheiten stellten sich nicht zum Kampf gegen die einmarschierende Rote Armee, sondern zogen sich –befehlsmäßig- kampflos nach Rumänien zurück.


Teil 2: Die Besetzung des nördlichen Teils der Bukowina durch die Sowjetarmee