O Licht der Welt, wie strahlst und blendest du!
Aus dunkler Gruft heb ich mein weißes Haupt
Und staun, was aus dem Hag, den Fluren ward.
Die alten klüft’gen Höhen brachen nicht,
Die Silberquelle eilt zu Tal wie einst,
Im Lenze sproßt das Grün und bleicht im Herbst
Und auch des hohen Himmels Blau und Gold,
Der ew’gen Lichter traulich Blinken hält.
Doch sonst ist neu, was meine Augen schau’n,
Ist groß und mannigfalt, oft wunderbar.
Und dennoch würgt es mich vor Weh und Pein,
Wenn ich des Heeres erblichener Pilger denk,
Die, seit es Menschen gibt in diesem Land,
Von jenen Höhen schritten durch dies Tal:
Die waffenschweren Krieger, leicht im Sinn,
Der Sämann Gottes, der das Edelkorn
Auch streut in Wüstenherzen auf Gestein,
Die Prediger und Lehrer, reich im Wort,
An eig’nem gutem Beispiel niemals arm,
Der Bauer, Bürger, Edelmann und Knecht—
Sie alle stiegen mit mir in die Gruft . . .
Ist’s Trug? Ich seh um mich ein wogend Heer
Von ems’gen treuen Werkern, groß und klein!
Darunter auch die Brüder, die den Rhein,
Den hehren deutschen Eichenwald verließen
Und hier im Land der Buchen Furchen zogen
Nach alter Väterweise, tief und breit,
Und um die off’ne reine Feuerstätte
Die selbstbehaunen Fichtenstämme türmten,
Mit Rutenwerk, mit Schilf und Stroh bedeckt
Das enge traute Haus für Mensch und Tier.
Bald stand in schlichter Hütte der Altar,
Davor die Gottesspeise in Wort und Brot
Am Tag des Herrn nach
treu erfüllter Pflicht
Den durst’gen deutschen Seelen ward gereicht . . .
Doch weh! Ein Chor steigt auf vom Buchenland
Und Glocken tragen ihm ins weite Land:
Die alten treuen Pflüger sind nicht mehr!
Doch seht die bunte,
mächtige Menschenwoge,
Nach Eifer, Sinn und Herz den Vätern gleich:
Ihr Geist, ihr frisches Blut, ihr Same ist’s,
Der lebt und sich vermehrt und heilig halt
Den Väterbrauch, den deutschen Mutterlaut.
Nun weiß ich, daß ihr Schwabensprößen seid,
Die rechten Erben jener in der Gruft,
Nur reicher noch an Zahl und Heldengeist.
Die edlen Toten leben fort in euch.
Und was ihr Sinn erstrebt, ihr Herz erfüllt,
Ist nicht verweht mit ihrem Erdenstaub:
Es webt und glüht in eurer deutschen Brust,
Ich bring von drüben lieben Brudergruß,
Ein Gleiches nehm ich gerne mit von euch
Und künd daheim den Schattenbrüdern stolz:
Die alten klüftigen Höhen brachen nicht,
Die Silberquelle eilt zu Tal wie einst,
Im Lenze sproßt das Grün der Bruderliebe
Und auch des hohen Himmels Blau und Gold,
Der ewigen Lichter traulich Blinken halt . . .
Das deutsche Volk im Buchenland bleibt treu
Sich selbst und wird mit Herz und Sinn und Faust
Den Staat und seine Heimaterde schützen.
Der starke Bruder in der alten Heimat
Ist ihm ein Vorbild, wie das Zusammenhalten
Zu Riesenkräften führt, zu Ehr und Macht.
Bald wallt ein großes buntes Heer von Pilgern
Von jenen lichten Höhen hoffnungsfroh
Durch unser trautes ährenreiches Tal.
Zum Himmel steigt das Ewigen Lob und Preis
Und neben Furch und
Amboß wohnt die Liebe.
Und ewig wie die Berge Gottes stehn,
So lebt und bleibt dort ewig deutscher Sinn
Und bis ans End der Welt die deutsche Treu.
|