Das Ansiedlungswesen in der Bukowina seit der
Besitzergreifung durch Österreich:
Mit besonderer Berücksichtigung der
Ansiedlung der Deutschen
Raimund Friedrich Kaindl
(Innsbruck: Verlag der Wagner'schen
Universitäts-Buchhandlung), 1902.
Veröffentlicht im World-Wide Web bei der Bukovina Society of the Americas
am 21 August, 2002,
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Fünftes Kapitel:
"Ansiedlung von deutschen Bauern im 19. Jahrhundert," S. 440-447.
Nach
der in den Achzigerjahren des 18. Jahrhunderts stattgefundenen Ansiedlung
deutscher Bauern verging fast ein halbes Jahrhundert, ohne dass weitere
derartige Siedlungen zustande gekommen wären. Erst nachdem im Jahre 1827
Ansiedlungen angeregt worden waren und anfangs der Dreissigerjahre sich die
Kunde hievon verbreitet hatte, trafen neue zuzüge von Deutschen, und zwar aus
Deutschböhmen, ein, welche bereit waren, in der Bukowina als Bauern
angesiedelt zu werden. Am 16.Juni 1835 meldeten sich beim Solker
Wirtschaftsamte zuerst 19, dann 54 Familien Deutschböhmen zur Ansiedlung auf
Staatsgründen. Ein umfangreiches Verzeichnis1 dieser 54
Ansiedlungswerber belehrt uns sehr eingehend über sie und ihre Angehörigen.
Alle Einwanderer kamen aus dem Prahiner Kreise; doch sind sie nicht etwa alle
dort gebürtig, vielmehr finden sich unten ihnen s. B. auch Baiern. Nur 5 von
ihnen standen allein da; 49 kamen mit ihren Angehörigen, zumeist mit Ehefrau
und Kindern. 50 Ansiedlungswerber waren männlichen Geschlechtes, darunter jene
5 alleinstehenden Männer und 45 Familienväter. Nur 4 Frauen hatten sich ohne
Männer eingefunden, hievon 2 mit je 1 Tochter and 2 mit je 1 unehelichen
Söhne.
Die meisten brachten recht zahlreiche Familien mit sich: Georg
Schaffhauser kam mit 14 Personen im Alter von 3-48 Jahren. Auch Kinder
unter 1 Jahr befanden sich unter den Eingewanderten. Zusammen waren 252
Personen, und zwar 124 männliche und 128 weibliche gekommen, wobei jedoch
Joseph Stingl seine Familie nicht näher nachgewiesen hatte, weshalb
dieselbe nicht mitgezählt erscheint. Die Familienvorstände und selbständigen
Ansiedlungswerber standen meist im besten Alter von 30-40 Jahren, 10 endlich
im Alter über 45 Jahren, davon je einer 65, 68, und 72 Jahre alt; die vier
selbstständigen weiblichen Ansiedlungswerber standen im Alter von 32-48
Jahren. Viele von den Ansiedlungswerbern verstanden, wiewohl sie um ländliche
Ansiedlungen sich bewarben, irgend ein Gewerbe, und zwar zählte man 1
Zimmermann, 2 Fleischhauer, 1 Schmied, 1 Binder, 1 Tischler, 1 Schuhmacher, 1
Bäcker, 4 Weber, 2 Maurer, 1 Schmelzer, 1 Wagner, 1 Schneider, 2 Handarbeiter
und 5 Holzhauer; 26 werden als Taglöhner bezeichnet und 4 ohne besonders
bezeichnete Beschäftigung aufgeführt. Als Abgeordnete der Ansiedlungswerber
erschienen Christof Reichhardt, Georg Hellinger und Johann
Schaffhauser. Mit diesen verhandelte der Verwalter Koch vom Solker
Wirtschaftsamte.
Wie uns bekannt
ist,2 hatte das Solker Wirtschaftsamt schon seit dem Jahre 1832 das
Solonetztal für deutsche Ansiedlungswerber bestimmt; aber im Jahre 1834 hatten
sich slovakische Ansiedler gemeldet und so war denselben, trotzdem das
Wirtschaftsamt mancherlei andere Vorschläge machte, dieses Tal überlassen
worden. Es kamen nun in zweiter Reihe die ebenfalls zur Ansiedlung bestimmten
Waldabschnitte Warwata, Glodischor, Strigoja und Igoja in Betracht. Der
Verwalter Koch begab sich zur vorläufigen Erhebung (15. Juli 1835) mit
den Ansiedlungswerbern dahin, aber einerseits waren diese 599 Joch 546 q. Kl.
umfassende Strecken zu klein und auch sonst nicht, wie jetzt betont wurde, zur
Ansiedlung ganz geeignet, anderseits standen sie auch in anderer Verwendung.
Die Waldabschnitte Glodischor und Strigoja, die schon 1820 abgetrieben waren,
wurden von der Gemeinde Unter-Pertestie als Hutweide benützt, und diese konnte
ohne sie "den zum Betrieb der Kacziker Salinen nötigen Viehstand nicht
halten." Auch herrschte hier Mangel an Wasser. Igoja wies gute Buchenbestände
auf, die vorderhand nicht aufzulassen waren, weil sie von der Kacziker Saline
beansprucht wurden. Auch waren diese Abschnitte von Kaczika, wo die zu
errichtende Colonie ihre Schule und Kirche haben sollte, zu weit entfernt. Die
Warwata endlich war ebenfalls meist von den Pertestiern vergriffen worden, war
ihnen verpachtet und hatte durch Rusticalgründe ihren Zutritt. Auch die kleine
Pojana Balta, die ebenfalls unter den zur Ansiedlung geeigneten Stätten
genannt worden war, kam für die deutsche Siedlung nicht in Betracht.3
Daher schlug der Verwalter die Gegend an der Mündung des Bori-Baches in die
Humora vor. Daselbst sollten für die Ansiedlung (30 Wirte zu 30 Joch) zusammen
900 Joch bestimmt werden, und zwar 28 Joch 526 q.Klafter von der Hutweide der
Gemeinde Kloster-Humora, welcher dafür der doppelte Ersatz an der Warwata4
zur Rodung und Benützung als Hutweide gegeben werden sollte; 93 Joch 1557
q.Kl. Waldabschnitte, welche derselben Gemeinde gegen einen Zins von 6 kr. per
Joch bis 1845 verpachtet waren und die sie gegen gleichmässige Entschädigung
auf der Waldstrecke an der Warwata abtreten sollten; endlich 777 Joch 1117
q.Klafter einarrondierten Waldes. Das Gebiet war hier mit Buchenstocktrieben
und mit wenigen Fichten bestanden. Ringsum dehnten sich grosse Waldungen aus.
Der Absatz in das flache Land war gering, da die Vorwaldungen von
Kapukodrului, Illischestie und Solka den Bedarf deckten. Das Holz von den
Ansiedlungsgründen sollte zum Einbau der Ansiedler und zur Bestreitung ihres
sonstigen Holzbedarfes dienen, der Rest zur Veraschung für die kaum eine
Stunde entfernte Pottaschsiederei in Frassin verwenden werden, wodurch den
Anssiedlern ein Verdienst eröffnet würde. Der Ansiedlungsboden wurde als
fruchtbar und zu Graswuchs geeignet bezeichnet; auch bot der Bach Humora
reichliches gutes Wasser. Das Dorf Humora, dessen Erhebung zu einem Markt
bevorstand, war nahe, so dass dahin der Schul- und Kirchenbesuch stattfinden
konnte.
Die Strasse nach Siebenbürgen
erleichterte den Absatz der Produckte; den Handwerkern würde in Humora
Gelegenheit zum Erwerb geboten. Anderseits würde die Ansiedlung den Humoren
die Einquartierungs- und Vorspannslast erleichtern. Die Gerichtsarbeit und
Polizeiaufsicht schien aus Homora leicht durchfürbar. Eine Unterstützung von
Brot- und Samenkorn konnte den Ansiedlern aus dem Gemeindespeicher zukommen.
Baren Vorschuss benötigten die Ansiedlungswerber nicht; sie würden sich mit
Klafterholzschlagen und Aschenbrennen ihrem Unterhalt erwerben. Die
Bodenbeurbarung erforderte grosse Anstrengung, daher hielt man 20 kr.
Grundzins vom Joch für genügend. Jährlich würde also ein Ansiedler (von 30
Joch) 10 f. C.-M. zu entrichten habe. Ausserdem sollte jeder Ansiedler an
Steuerbeitrag 1 fl. 30 kr. baar der Herrschaft bis zur Regulierung der
Grundsteuer durch den Staat entrichten und für den Genuss des Brennholzes 1
fl. C.-M. zahlen. Für den Grund-und Holzzins sollte jeder Wirt auch
verpflichtet sein, nach Wahl der Herrschaft 66 niederösterreichische Klafter
Buchenscheitholz abzustatten; nämlich 60 Klaft. für den Grundzins und 6 für
den Waldzins. Letztere Abstattungsart sollte eintreten, wenn die Herrschaft
Brennholz werde absetzen können, sobald Humora ein Markt würde. (Die Erzeugung
einer niederösterreichischen Klafter Brennholz kostete damals 12 kr. C.-M.)
Von allen diesen Giebigkeiten sollten die Ansiedler 6 Freijahr haben, die
Zahlung derselben sollte vom Tage der Zuteilung der vollen Dotation anfangen.
Vor Anlegung der Ansiedlung sollte der Förster zunächst da, wo es am
geeignetsten wäre, die Dorfstrasse bezeichnen und an diesem Durchhau jedem
Siedler sofort als Haus- und Gartengrund 4 Joch zuweisen (nämlich die 28 Joch
525 q.Kl. Hutweide und die 93 Joch 1557 q.Kl. Waldabschnitte.)
Die
Bezirksverwaltung genehmigte diese Vorschläge und nahm mit den
Ansiedlungswerbern am
1. Juli 1835 ein Protokoll auf, in dem die oben angeführten Bedingungen
namhaft gemacht wurden. Dieses Protokoll vertrat die Stelle eines vorläufigen
Vertrages. Am 21. September 1835 leitete die Bezirksverwaltung die
Angelegenheit an die Gefällenverwaltung. Inzwischen hatte das Kreisamt, wohl
durch die Bitten und die Not der 54 Ansiedlungswerber bewogen5 am
12. September 1835 an die Bezirksverwaltung die Mahnung gerichtet, dass
dieselbe, wenn sie von den 54 Ansiedlungsplätze ausmitteln und den Vertrag
abschliessen solle, auch möge für Unterkunft gesorgt werden. Die Ansiedlungen
seien wegen gefährdeter Sicherheit erwünscht. Infolge dessen gab die
Bezirksverwaltung am 21. September, also gleichzeitig mit ihrem oben erwähnten
Bericht an die Gefällenverwaltung, dem Mandatar Uhlig in Humora den
Auftrag, die 30 Ansiedler wenigstens in Erdhütten unterzubringen und ihnen
Unterstützungen aus dem Gemeindespeicherfonds zuzuteilen. Am 16. October 1835
berichtete schon die Bezirksverwaltung an das Kreisamt, daß an die 30
Ansiedler an Grundstücken und Waldabschnitten 122 Joch zur Erbauung der
Unterkünfte und zur Sicherstellung der Nahrungsmittel fürs nächste Jahr
abgegeben, ferner Bauholz auf der Warwata angewiesen worden sei; Verdienst
würden sie durch Holzchlagen finden. Die Ansiedler werden von den Deutschen in
Illischestie mit Lebensmitteln unterstützt. Für den Winter erhalten sie
Erdhütten nebst Brennholz unentgeltlich. Für die übrigen 24
Ansiedlungswerber, wird später gesorgt werden.6 Einige Wochen
später, am 24. Oktober 1835, erliess die Gefällenverwaltung jene die
allgemeinen Ansiedlungsbedingungen enthaltende Verordnung, die wir im
Allgemeinen Teile bereits kennen gelernt haben. Dies machte eine neuerliche
Verhandlung mit den Ansiedlern nötig, die am 4. März 1836 zu Solka stattfand
und bei welcher die 30 Ansiedlungswerber erklärten, daß sie die von der
Gefällenverwaltung geforderten Abänderungen, entsprechend den von derselben
aufgestellten allgemeinen Ansiedlungsgrundsätzen, annehmen und auch allen
künftigen Abänderungen sich fügen wollten. Daraufhin wurde die Ansiedlung von
der Gefällenverwaltung mit dem Erlasse vom 5. April 1836 an die
Bezirksverwaltung vorläufig genehmigt. Die entgiltige Bestätigung hing von der
Hofkammer ab, an welche sich die Verwaltung unter demselben Datum deshalb
gewendet hatte.
Inzwischen
hatte die Anlegung der Ansiedlung begonnen. Im März baten, wie wir einem
Berichte des Solka Wirtschaftsamtes vom 8. März 1836 entnehmen, die 30
Ansiedler um Zuweisung der Gründe und des Bauholzes. Nachdem diesem Ersuchen
willfahren worden war, bauten sie sich im Laufe des Sommers vollständig ein.
Die Häuser waren von dem wertlosen Abraumholze hergestellt worden. Ein Teil
desselben war zu Asche gemacht; aus deren Verkauf an die Pottaschenhütte in
Frassin, dann aus dem Ertrage ihrer Gärten und der Waldarbeit deckten die
Ansiedler, wie das Solker Wirtschaftsamt am 10. Oktober 1836 berichtet, ihre
augenblicklichen Bedürfnisse. Am 15. Oktober 1836 gab die Bezirksverwaltung
dem Oberförster Niederthal in Illischestie den Auftrag, daß er die 93
Joch 1557 q.Klft. Waldabschnitte sogleich an die Ansiedler geometrisch
verteile; offenbar hatten sich also diese bis dahin vorzüglich auf der
Hutweide von 28 Joch ansessig gemacht. Im folgenden Winter rodeten die
Ansiedler sodann sehr emsig diese Strecken, worüber die Bezirksverwaltung am
26. Februar 1837 an die Gefällenverwaltung berichtete.
Auch jetzt
wurden die Ansiedler tunlichst von den Deutschen, besonders aus Radautz,
Illischestie und Humora unterstüzt.
So
entwickelte sich die Ansiedlung allmählich. Im Jahre 1838 wurde dieselbe bei
Gelegenheit der damals in Ansiedlungsangelegenheiten stattfindenden Commission
vom Kreis- Commissär Hoppe begangen (24. August 1838). Die Ansiedler
hatten bis dahin nur je 4 Joch Gründe, die bereits urbar gemacht worden
waren. Es wurde betont, daß die 6 Freijahre vom Tage der Übergabe sämmtlicher
Bestiftungsgründe zu rechnen seien. Die Ansiedler baten, daß die
vertragsmässige Ablösung der Körnerschüttung nach dem 10 jährigen
Durchschnittspreise stattfinde, weil sie sonst in Missjahren sehr
benachteiligt würden. Auch stellten sie das Ersuchen, daß ihnen der Rest der
Gründe übergeben werde.
Der Commissär
stellte den Ansiedlern das Zeugnis aus, daß ihr "lobenswerter Fleiss und die
angestrengte Tätigkeit das Gedeihen der Ansiedlung verbürge."
Die
Entwicklung wurde vorzüglich durch zehe Umstände gehemmt. Erstens verzögerten
die Lokal-Behörden die Zuweisung der ganzen Dotation; diese sollte erst
übergeben werden, wenn die Hofkammer die Ansiedlungsbedingungen bestätigt
haben würde, was sich eben, wie wir aus dem Allgemeinen Teile wissen, immer
mehr hinauszog. Dass es unter diesen Umständen an wiederholten Bitten und
Beschwerden der Ansiedler nicht fehlte, ist unter diesen Umständen
selbstverständlich. Schliesslich nahm sich das Kreisamt der Angelegenheit an,
und diesem Einschreiten hatten es wohl die Ansiedler zu verdanken, daß die
Gefällenverwaltung am 22. Juni 1841 zugleich mit der Bewilligung der
Ansiedlung Schwarztal und Buchenhain (Pojana Mikuli) auch die vorläufige
Genehmigung für Bori erteilte und die Zuteilung der Dotation bis auf 6 Joch
gestattete, was auch sofort geschah. Die zweite Schwierigkeit bestand in der
Geringfügigkeit des Erwerbes im Gebirge, so dass die Ansiedler erklärten, sie
könnten vorderhand auf ihren Plätzen nicht bleiben, sondern müssten ins flache
Land ziehen und würden erst dann zurückkehren wenn sie soviel erworben hätten,
um sich der Rodung widmen zu können.
Um diesen Ansiedlern und jenen von Pojana
Mikuli einen Erwerb zu verschaffen wobei sie zugleich die Rodung fortzusetzen
vermochten, errichtete die Herrschaft nach langen Verhandlungen im Humoratal
(1842) zwei Pottaschenhütten.7 Die Ansiedler begannen nun sofort zu
roden, verbrannten das Holz zu Asche, dehnten die Aschenerzeugung so viel als
möglich aus und waren 1843 imstande, sich auf ihrer Ansiedlung zu ernähren, so
dass die Rodungsarbeit unaufhaltsam vor sich ging. Ihre volle Grunddotation
erhielten die Ansiedler auch in den folgenden zwei Jahrzehnten nicht. Wir
haben im Allgemeinen Teil bereits erfahren, daß sie 1861 dieselbe noch nicht
besassen. Bei der Grundentlastung und Servitutenablösung haben sie aber wie
andere Orte ihren Besitz bedeutend vergrössert. Auch den Umstand hatten die
Ansiedler zu beklagen, daß sie in das ¼ Meile entfernte Humora eingepfarrt und
eingeschult waren. Schwoll der Humora Bach an, so konnte die Jugend dem
Unterrichte nicht beiwohnen. Auch wünschen die Ansiedler eine deutsche Schule.
Daher wurden schliesslich 6 Joch 1559 q.Kl. als Schulgrund angewiesen.
Bori zählte
1890 zusammen 296 Seelen, darunter 294 Deutsche, die sämmtlich katholisch
sind. Ein
mit den Verhältnissen Deutsch-Böhmens wohl vertrauter Forscher äussert sich
über diese Colonie folgendermassen:
Das
Dorf Bori liegt unmittelbar an der Grenze von Gurahumora, mit dem es ein Ganzes zu bilden
scheint. Es ist eine rein deutschböhmische Ansiedlung.
Schon
der
zweite Tag meiner Ankunft war einem Besuch derselben gewidmet.
Sie liegt am
Fusse
eines ziemlich steilen Berges, malerisch genug, als dass man den Spaziergang
dahin nicht öfter hätte wiederholen sollen.
In der Talsohle
fliesst
der
silberhelle Humorabach.
Durch das Dorf
zieht eine grosse breite
wohlgepflegte Strasse. Die Häuser, meistens natürlich aus Holz, sind gut
gebaut; an den meisten
fand ich das Wahrzeichen der heimischen Dörfer: St. Johann von
Nepomuk, geschnitz oder gemalt. An ihn
erinnerte mich der erste Flachskopf, den ich sah: er
hiess Johann.
Sein Bruder
nannte sich Wenzel, wie die Mutter
hinzufügte, nach dem Vater genannt. Kein Zweifel mehr, dass ich mich in einem
echt böhmischen Dorfe befand.
Die Häuser
stehen zu beiden Seiten der Strasse.8
Durch die
Gründung von Bori hatten 30 deutsch-böhmische Familien Unterkunft gefunden.
Für den 24 andern, die mit denselben gekommen waren, sollte in anderer Weise
gesorgt werden. Die meisten derselben fanden ihre neue Heimat in Lichtenberg.
BIBLIOGRAPHIE
1Wegen
seines Umfanges kann dieses grosse Verzeichnis hier nicht gebracht werden.
2Zum
Folgenden vergl. man im Allgem. Teil S. 29; im II. Teil S. 142 ff. und im V.
Teil 186ff.
3Sie
war von Anfang an für eine Nationalsiedlung bestimmt. Man vergl. oben S. 28
ff.
4Hier
ist nicht die oben genannte Warwata, sondern der, Bori gegenüber in die Humora
mündende Bach dieses Names verstanden.
5Dieselben
hielten sich bis Oktober (s. unten im Text) in Radautz auf und hatten sich
während des Sommers durch Arbeit erhalten.
Einer der für
Bori bestimmten Ansiedlungswerber (Zoglauer) kehrte laut einem Berichts vom
Oktober 1835 in seine Heimat zurück.)
6Nach einer
Notiz Wickenhausers waren von den 54 im grossen Verzeichnisse genannten
Ansiedlungswerbern nur 28 für Bori bestimmt worden; dazu kamen 2 in demselben
nicht enthaltene. Die ersten 28 waren: Johann Haas, Franz Rippel,
Christof Reichhardt, Sebastian Wällisch, Georg Brandl,
Wenzel Hilgarth, Josef Günthner, Georg Hellinger, Jakob
Gerhardt, Veit Seidl, Josef Brandl, Christoph Maidl,
Josef Hoffmann, Johann Joachimsthaler, Johann Lang,
Johann Stauber, Franz Klostermann, Josef Schaffhauser,
Sebastian Hartinger, Johann Schaffauser, Lorenz Zoglauer,
Josef Binder, Johann Schätz, Josef Schätz, Anton
Tischler, Josef Pilsner, Georg Schaffhauser, Anton Schätz.
Dazu kommen folgende 2 Ansiedler, die im grossen Verzeichnisse der 54
Ansiedlungswerber nicht enthalten sind: Michael Kisslinger und Jakob
Koller; beide stammten wie die anderen aus dem Prahiner Kreise und
brachten Familie mit sich; ersterer wird als "Patent-Invalide" bezeichnet.
Jeder Ansiedler sollte 2 Joch für Haus und Garten, 8 J. Acker, 20 J. Wiesen,
und Hutweiden bekommen; nach anderen Nachrichten: 2 Joch für Haus und Garten,
10 J. Acker, 10 J. Wiesen und 8 J. Waldstrecken zur Hutweide. Dazu vergl. mann
noch die Unterschriften der vom März 1836 datierten Beilage 19 sammt der Anm.
Bemerkt muss werden, daß zwischen den für einzelne Ansiedlungen bestimmten
Familien mitunter Verschiebungen eintraten, so daß nicht alle für eine Colonie
bestimmten auch dort blieben. Es erscheinen z. B. drei eben genannten
Ansiedler mit Namen Schätz später als Ansiedler in Lichtenberg.
Die meisten von
den im grossen Verzeichnisse genannten und in Bori nicht angesiedelten
Familien wurde in Lichtenberg untergebracht.
7Das Nähere
über diese Pottaschenhütten ist unten in der Geschichte von Buchenhain zu
vergleichen.
8J. Loserth,
Deutsch-Böhmische Colonien (Mitteilungen des Vereins für Geschichte der
Deutschen in Böhmen 23.
B. 1885), S.
377. Einige Bemerkungen zur Geschichte dieser Ansiedlung bietet auch der
sonst unkritische Artikel "Bori" von E. v. P. im Bukowiner Boten
(Czernowitz), Nr. 31, 1900
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