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Geschichte Eisenauszusammengestellt von Renate Gschwendtner im
Januar 2003 Veröffentlicht mit
Genehmigung des Autors im World-Wide-Web Im Jahre 1782 gründeten „Mitglieder der besten Kreise des Landes“ (Zitat R.F. Kaindl) in der Bukowina eine Gesellschaft zur Ausbeutung der dortigen Bodenschätze. Diese Gesellschaft erzielte keine ausreichenden Gewinne und verkaufte ihren Besitz im Juli 1796 an Anton Manz von Mariensee, einen Adeligen, der bereits in der Steiermark Hammerwerke betrieben hatte. *1) Für sein Bergbauunternehmen benötigte er Facharbeiter, die er aus der Zips, einer Landschaft am Fuße der Hohen Tatra, holte und in dem Ort Jakobeny ansiedelte. Im Jahre 1807 soll Eisenau gegründet worden sein. Die Autoren der Bukowina-Literatur äußern sich dazu nicht immer übereinstimmend. Einmal heißt es, Manz habe in der Gegend von Wama, am Fluss Moldova, ein Eisenhammerwerk erworben, ein anderes Mal, er habe einen Eisenhammer mit drei Frischfeuern erbaut. Im Jahre 1808 siedelte er auf der Waldwiese oberhalb Wama (Pojana Iswor Hurgisch), die unentgeltlich vom Staat zur Verfügung gestellt wurde, deutsche Siedler aus der Zips an. Es sollen 38 erfahrene Bergleute gewesen sein. Edgar Müller gibt in seinem Buch „Die evangelischen Gemeinden in der Bukowina Teil II“ das Jahr 1800 als Gründungsdatum für Eisenau an. Laut dem Buch „Das multinationale österreichische Schulwesen in der Bukowina“ wurde die zweiklassige Volksschule im Jahre 1800 eröffnet. Aus der vorhandenen Literatur kann das Gründungsjahr Eisenaus nicht eindeutig festgestellt werden. In der Gegend um Eisenau gab es Erzgruben, die das Material für das dortige Raffinierwerk lieferten. Die „Czernowitzer Deutsche Tagespost“ schrieb 1936 *2) über die Manz’schen Werke. Darin heißt es: „In den Eisenauer Gruben arbeiteten in dem ersten der genannten Jahre (1851) 14, im zweiten (1853) 20 Arbeiter. Das Ergebnis an Erz war im Jahre 1851 11.200 q, sodaß jeder Arbeiter durchschnittlich 800 q zu Tage gefördert hatte.“ Das Eisenauer Schmelzwerk lieferte im Jahre 1851 3097.36 Meterzentner *3) gehämmertes Streck-, Zain-*4) und Feineisen. Der Geldwert dieses Metalls betrug bei der Hütte 113.255,01 Kronen. So sah der Personalstand des Eisenauer Werkes im Jahre 1851 aus: 2 Beamte, 2 Meister/Aufseher, 35Arbeiter, 12 Jungen. Die Gesamtsumme
der Löhne für Arbeiter und Jungen betrug 1851 für 12.220 Tage Befragt man einstige Eisenauer heute, so wissen sie nichts mehr von diesen Gruben. Man erinnert sich nur an „die Schmelz“ und „den Hammer“. Der österreichische Kaiser Franz I (1768-1835) bereiste im Jahre 1817 die Bukowina. Am 12. August 1817 erwähnte er das Dorf Eisenau in seinem Reisetagebuch:
Im Jahre 1870 übernahm der griech.-orientalische Religionsfonds als größter Gläubiger die Manz’schen Montanwerke. Das Eisenauer Hammerwerk wurde zu einem Eisenwalzwerk umgebaut, welches ausschließlich altes Schmiedeeisen verarbeitete. Es gab nicht mehr viele Metallarbeitsplätze, deshalb waren die Eisenauer Männer gezwungen, sich nach anderen Verdienstmöglichkeiten umsehen. Die Mehrheit von ihnen arbeitete als Holz- u. Waldarbeiter, als Steinmetze, Maurer und Zimmerleute. Zahlreiche Eisenauer mussten ihr Geld auswärts verdienen, waren wochenlang von zu Hause weg, während sich ihre Frauen um die kleinen Landwirtschaften kümmerten, die für viele Familien ein Zubrot zu den geringen Gehältern der Männer bedeuteten. Junge Mädchen erarbeiteten sich ihre Aussteuer als Dienstmädchen, bei Feld- und Waldarbeit und sogar als Handlangerinnen auf Baustellen. Finden sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Kirchenbüchern häufig Berufsbezeichnungen wie Hammermann, Schmelzer, Werksarbeiter, so werden diese in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zunehmend von Brettschneidern, Holzarbeitern und Steinmetzen abgelöst. Vermutlich im Jahre 1821 erbauten die Eisenauer Zipser eine Kirche, die von Protestanten und Katholiken gemeinsam genutzt wurde. In dem Buch „Die Zipser in der Bukowina“ wird neben 1821 auch 1825 als Erbauungsdatum genannt. Der Vertrag über die gemeinsame Kirchennutzung wurde am 1. April 1825 geschlossen. Die Mehrheit der Eisenauer war evangelisch. Ein kleiner Teil der Dorfbewohner, unter 10 Prozent, war katholisch. 1853 wurde Eisenau eine Filiale der evangelischen Pfarrgemeinde Jakobeny. Davor finden sich Einträge, die sich auf Eisenau beziehen, in den Kirchenbüchern von Gura Humora und Milleschoutz. Die Katholiken gehörten zur Pfarrei Kimpolung. 1901 verkauften die Katholiken ihren Anteil an der gemeinsamen Kirche an die evangelische Gemeinde und erbauten ein katholisches Gotteshaus. Da Jakobeny weit entfernt lag, wurden die seelsorgerischen Tätigkeiten für die Evangelischen lange Zeit von den Lehrern ausgeübt. Erst 1909/10 gab es zur Unterstützung des Pfarrers von Jakobeny einen Vikar in Eisenau. Sein Name war Viktor Glondys und er brachte es später zum Landesbischof der evangelischen Kirche in Rumänien. 1923 wurde Eisenau mit Freudenthal und Frassin eine selbstständige vereinigte Pfarrgemeinde. 1925 erhielt Eisenau seinen ersten eigenen Pfarrer: Franz Hochhauser, ein gebürtiger Steiermärker. 1926 gliederte man die Orte Stulpikany, Bukschoja und Ostra in die neue Pfarrei ein. 1927 konnte der Pfarrer in das neu erbaute Pfarrhaus einziehen. Im Juni 1938 verließ Pfarrer Hochhauser die Gemeinde und übernahm die seit zwei Jahren vakante Pfarrei Deutsch-Altfratautz. Zweiter und
letzter evangelischer Pfarrer von Eisenau wurde Wilhelm Hehn, der aus Als im Jahre 1888 die Bahnstrecke Hatna – Kimpolung eröffnet wurde, erhielt Eisenau einen Bahnanschluss. Das kleine Bahnhofsgebäude wurde am südlichen Ortsrand errichtet. Während des I. Weltkrieges hatte die Eisenauer Bevölkerung unter wechselnden Einquartierungen zu leiden. Russische und österreichische Soldaten mussten untergebracht und teilweise auch verpflegt werden. Vieh wurde enteignet. Die jungen Frauen versteckten sich, um Vergewaltigungen zu entgehen. Für die Kinder fiel immer wieder monatelang der Schulunterricht aus. Als der Ort unter Beschuss durch russische Truppen geriet, flohen viele Eisenauer, um sich im Wald zu verstecken und ihr Vieh in Sicherheit zu bringen. Zwei Brücken wurden gesprengt, einige Häuser wurden getroffen und gerieten in Brand. Die Bewohner konnten aber rechtzeitig löschen und so das Schlimmste verhindern. Eine Frau aus der Kälbergasse kam bei der Beschießung ums Leben, als sie mit ihrem Säugling im Arm im Hof stand. Das Kind starb am folgenden Tage ebenfalls. 1919 musste Österreich die Bukowina an Rumänien abtreten. Erschwert wurde das Leben für die deutschsprachigen Eisenauer, weil jetzt Rumänisch zur Amtssprache wurde. Eisenau hieß nun offiziell Prisaca Dornei. Manche der jungen Männer, die im Krieg für Österreich hatten kämpfen müssen, wurden ein zweites Mal eingezogen, diesmal zum rumänischen Militär. Nach einer gewissen Übergangsphase fand der Unterricht an der Eisenauer Schule nur noch auf Rumänisch statt. Manche Eltern gaben ihren Kindern selbst Deutschunterricht, da aber nach einem harten Arbeitstag alle müde waren, hielten sich diese Bemühungen in Grenzen. Der Deutsche Kulturverein hielt in den Jahren 1934 bis 1936, teilweise auch noch 1938, während der Schulferien Deutschkurse ab. 1936 konnte ein junger Lehrer, Hans Kastenhuber, angestellt werden, der für die Eisenauer Kinder Unterricht in deutscher Sprache abhielt. Nach ihm übernahm der Lehrer Frambach den Deutschunterricht. 1930 wurde Eisenau als Luftkur- und Erholungsort anerkannt. Sommerfrischler kamen gerne in das landschaftlich schön gelegene Dorf, das ein Strandbad am Flussufer, gute Gebirgsluft, Wandermöglichkeiten und saubere Unterkünfte zu bieten hatte. Die zahlenden Gäste stiegen bei Privatleuten ab, die auf diese Weise einen Zusatzverdienst hatten. Als die Familie Göllner in der zweiten Hälfte der 1930-er Jahre eine Badeanstalt eröffnete und eine Dampfmaschine anschaffte, entschloss man sich, zur Auslastung der Dampfmaschine Eisenau mit Strom zu versorgen. Am 28. Sept. 1939 schlossen Deutschland und die Sowjet-Union einen Grenz- u. Freundschaftsvertrag. Gleichzeitig erfolgte in einem vertraulichen Zusatzprotokoll eine Übereinkunft über die Möglichkeit einer Bevölkerungsumsiedlung. Die Eisenauer ahnten noch nicht, wie stark sie davon betroffen sein würden. Im Sommer 1940 zwang Russland die rumänische Regierung zur Abtretung der Nordbukowina und Bessarabiens. Russische Truppen marschierten ein. Im September 1940 schlossen Deutschland und die Sowjet-Union einen Umsiedlungsvertrag. Die Umsiedlung der Deutschen aus der Nordbukowina sollte mit Vertragsabschluss beginnen und am 15. November 1940 beendet sein. Für die Südbukowina musste ein eigener Umsiedlungsvertrag mit der rumänischen Regierung geschlossen werden. Das geschah am 22. Oktober 1940. Das deutsche Umsiedlungskommando für die Südbukowina traf am 1. November 1940 in Gurahumora ein. Angeblich erwarteten viele Volksdeutsche hoffnungsfroh die Umsiedlung. Der Taxator*5) von Kimpolung, Freiherr von der Goltz, beschrieb die soziale Lage in Eisenau als besonders katastrophal. Er behauptete, „dass der Wille zur Umsiedlung bei den Eisenauern außerordentlich stark ausgeprägt war; sie sahen die Rückführung ins Reich als eine Erlösung aus höchster Not und zu letzter Stunde an und konnten es deshalb gar nicht erwarten, ins Reich transportiert zu werden“. Befragt man einstige Eisenauer zu dieser Behauptung, trifft man meist auf verständnislose Verwunderung. „Es mag einige gegeben haben, die begeistert waren“, sagen sie, „doch die Mehrheit verließ ihre Heimat nur schweren Herzens.“ Mit zwei Eisenbahntransporten wurden die Einwohner von Eisenau nach Deutschland gebracht, wo man sie hauptsächlich in drei bayerischen Klöstern unterbrachte: in Altötting, Algasing bei Dorfen und St. Ottilien nahe des Ammersees. Einige kamen auch in ein Freizeitheim in Eichenau bei Fürstenfeldbruck, das als Umsiedlerlager genutzt wurde. 1941 wurden die Eisenauer eingebürgert und zur Ansiedlung im sogenannten Altreich oder in den Ostgebieten eingeteilt. Die Umsiedler für das Altreich schickte man in die Gegenden von Braunschweig und Enzersdorf bei Wien. Wer für die Ansiedlung im Osten vorgesehen war, kam zumeist nach Oberschlesien. Als 1945 russische Soldaten in Oberschlesien einrückten, mussten die dortigen Eisenauer erneut aufbrechen. Sie flüchteten nach Österreich und Bayern. Besonders viele Eisenauer ließen sich nach dem Krieg in Taufkirchen/Vils nieder, einige in Dorfen und Altötting. Anmerkungen: *1) Laut Freiherrn von Kapri in „Buchenland“ kaufte Manz den gesamten Besitz dieser Gesellschaft. Laut B.C. Grigorowicz in „Bukowina - Heimat von Gestern“ erwarb Manz die Schürfrechte für die Südbukowina vom gr.-or. Religionsfond.
*2) Ein Nachdruck dieses Artikels befindet sich auf den Seiten 102 bis 104 in dem Buch „Die Zipser in der Bukowina“ von Oskar Hadbawnik.
*3) 1 Meterzentner = 100 kg (lt. www.kirchenweb.at)
*4) „Zain“ ist ein Metallstab, aus dem Münzen gestanzt werden.
*5) Taxatoren wurden eingesetzt, um den Besitz der Umsiedler einzuschätzen. Quellen: „Das Schicksal der Deutschen in Rumänien - Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa III“, herausgegeben vom Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1984 dtv-Lexikon Band 2, Deutscher Taschenbuch Verlag 1972 Hadbawnik, Oskar: „Die Zipser in der Bukowina“, Eigenverlag der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen e. V., kein Erscheinungsjahr genannt
http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_D%C4%83rm%C4%83ne%C5%9Fti%E2%
Jachomowski, Dirk: „Die Umsiedlung der Bessarabien-, Bukowina- und Dobrudschadeutschen“, R. Oldenbourg Verlag München 1984 Kaindl, Raimund Friedrich: „Das Ansiedlungswesen in der Bukowina seit der Besitzergreifung durch Österreich“, Verlag der Wagner’schen Universitäts-Buchhandlung, Innsbruck 1902 Kapri, Freiherr von, Emanuel Michael: „Buchenland. Ein österreichisches Kronland verschiedener Völkergruppen“ Eigenverlag Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen e. V., Stuttgart-München 1974 Massier Erwin, Dr. Josef Talsky, B. C. Grigorowicz: „Bukowina - Heimat von Gestern“ Selbstverlag „Arbeitskreis Bukowina Heimatbuch“ Karlsruhe, 3. Auflage 1987 Müller, Edgar: „Die evangelischen Gemeinden in der Bukowina; II. Teil“, Sonderdruck aus dem Jahrbuch d. Gesellsch. f. d. Geschichte des Protestantismus in Österreich, 88. Jahrgang (1972), herausgegeben vom Hilfswerk für die evangelischen Deutschen aus der Bukowina Nebel, Ottilie: „Bade- und Luftkurort Eisenau in der Bukowina“, Artikel in „Der Südostdeutsche“ Nr. 6 – 15. Juni 1996 Wagner, Rudolf: „Vom Moldauwappen zum Doppeladler. Ausgewählte Beiträge zur Geschichte der Bukowina. Festgabe zu seinem 80. Geburtstag“, Hofmann-Verlag, Augsburg 1991
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