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Luisental
(Luisenthal, Louisenthal)

 Auszug aus „Die Zipser in der Bukowina“ von Oskar Hadbawnik

Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen (Bukowina), Augsburg, Deutschland 1992 S. 216-217

Bearbeitet von

Gertrud Siewi, Bergstr. 6, D-84184 Tiefenbach
 

Veröffentlicht  im World-Wide-Web
durch die Bukovina Society of the Americas,  11 Juni, 2006
 

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Wenn man auf der Hauptstraße, die von Kimpolung (Cimpulung/Mold.) nach Jakobeny führt, etwa 10 km nach dem Verlassen von Kimpolung in die Gemeinde Pozoritta kam, gabelte sich die Straße. Die Hauptstraße führte weiter im Putnatal, ansteigend über Valea Putneu dem Mestekanester-Paß zu, und die von der Straßengabel abgehende Straße bog nach rechts, d.h. in östlicher Richtung ab und führte im Tal, entlang der Moldawa, nach Luisental, das man nach ca. 4 km erreichte. Ging man im Moldawatal talaufwärts weiter, so kam man in die größere Gemeinde Fundul-Moldovei (das Wort „Fundul“ ist im Rumänischen ein vorwiegend räumlicher Begriff und bedeutet sinngemäß „Ende“ oder „Boden“)..

Luisental war ein Straßendorf, das seine Gründung und Entstehung (1805) der Suche und Förderung von Kupfererz verdankt. Die ersten Zipsersiedler kamen mittels „Militärtransport“ auf Veranlassung des ursprünglichen Betreibers und Besitzers der Kupferwerke, und zwar der österreichischen Regierung bzw. des österreichischen Staats und betrieben in Luisental und Pozoritta den Abbau von Kupfererz. Dazu schreibt Raimund Friedrich Kaindl:

„1807 wurden von Soldaten des österreichischen Militärs die Bäume der nördlichen Abdachung des vom Paraul Broastei (Froschbach) bis zur Zinnertbrücke reichenden Bergrückens gefällt und für den im kommenden Sommer beginnenden Häuserbau vorbereitet. Die Soldaten führten die Blockhäuser im Jahre 1808 auf, und diese wurden auch gleich von den bereits aus Ungarn eingetroffenen Bergleuten bezogen.

Es wurden nach und nach 140 Häuser aufgebaut. Das Dorf wurde der Prinzessin Maria-Luise, der späteren Gemahlin Napoleon I., zu Ehren benannt. Die Häuser stehen in gleichen Abständen voneinander, zu beiden Seiten der Straße, welche von Pozoritta nach Oberfundul-Moldovei führt und mit der Moldawa parallel verläuft. Hinter jedem Haus ist ein Garten in der Größe eines Joches.“

Erst 1821 übernahm Anton Manz durch Abkauf vom österreichischen Staat, d.h. vom Ärar, die gesamten Bergwerksanlagen von Luisental und Pozoritta und betrieb mit viel Erfolg die Förderung von Kupfererz und Kupfererzeugung. Die Ergebnisse dieser Bergbaubetriebe waren so erfolg- und ertragreich, dass Manz durch die in diesen Werken erwirtschafteten hohen Gewinne auch seine anderen, zeitweilig weniger erfolgreichen Werke, hauptsächlich Mariensee-Kilibaba und Jakobeny, erweitern, ausbauen und größere Investitionen durchführen konnte.

Aus bisher genannten Urkunden konnte nicht festgestellt werden, wie viele Bergleute oder Familien von Bergleuten nach der Übernahme  der Werke (1821) von Manz noch zusätzlich nach Luisental gebracht und angesiedelt wurden. Die auf Staatsgründen angesiedelte Kolonie Luisental wurde, wie eingangs erwähnt, mit aus Ungarn heran geholten Zipsern-Gründner gegründet. Nach den Erfolgen, die Manz in diesen Werken hatte, ist es kaum vorstellbar, dass er ohne Einsatz von weiteren Fachleuten, d.h. weiteren Ansiedlungen von Zipsern in Luisental und Pozoritta, diese Werke betreiben konnte. Die Annahme, dass auch nach 1821 noch weitere Ansiedlungen von Zipsern durchgeführt wurden, liegt nahe, kann aber aus Quellen nicht nachgewiesen werden.

Über die Arbeit der Bergleute in Luisental berichtet auch der aus Luisental stammende Hofrat Mag. Leopold Jekal. Sein Vater war Obersteiger und später Hauptbuchhalter bei der Bergwerksdirektion in Jakobeny. Auf Grund dieser Stellung hatte er Kenntnisse bezüglich der Anfänge des Luisental-Bergbaus.

„Das Dorf (Luisental) ist eine von Manz nach erfolgter Rodung angelegte Siedlung, die nur aus von Manz erbauten Holzhäusern samt den dazugehörenden großen Gärten bestand.

In diese Häuser brachte im Jahr 1820 der Unternehmer Manz Siedler aus der Zips, die vornehmlich Bergleute waren. Jede Familie bekam ein Haus mit Schuppen, Stall und Garten. Jedes dritte bis vierte Haus besaß auch einen Trinkwasserbrunnen.

Diese Bergrleute arbeiteten beim Tagbau als auch untertags. In Luisental wurde hochprozentiger Schwefelkies abgebaut und gefördert. Zwecks Abtransport des Erzes wurde von Pojorata aus eine Eisenbahnlinie bis Luisental gebaut, wo sich zu diesem Zwecke auch bei der Endstation eine große Erzverladeeinrichtung befand, die mechanisch betrieben wurde.

Das Bergwerk besaß auch ein Elektrisches Werk, das mit Wasserkraft angetrieben wurde. Außerdem wurde der Strom zum Betrieb einer Erzförderung aus tiefen Schächten des unterirdischen Erzabbaus verwendet. In der südlichen Bukowina wurden im Gebirge auch andere Zipser Dörfer gegründet, so Pojorata und Eisenau. In Jakobeny entstand die Gießerei und später das Stauwerk mit dem E-Werk, das bald nicht mehr der Familie Manz gehörte, denn Anton Manz starb unerwartet 1823. Sein Neffe Vincenz Manz konnte die zahlreichen Betriebe nicht mehr finanzieren, sondern geriet infolge Verschuldungen in Konkurs. Laut Gerichtsbeschluss übergingen die manzischen Betrieb an den Hauptgläubiger, den griechisch orthodoxen Religionsfond. Das Fehlen von Stein- und Braunkohle sowie die Transportschwierigkeiten und mangelhafte Qualität der Eisengüsse ließen auch den Religionsfond den Bergbau teilweise einstellen.“

In seiner Arbeit über „Das Ansiedlungswesen in der Bukowina (Innsbruck 1902) schreibt Kaindl, dass die Zahl der im „Gutsgebiet“ Luisental lebenden Deutschen mit fast 600 Seelen anzusetzen wäre, ohne aber anzugeben, auf welchen Zeitpunkt sich diese Zahl bezieht. Es ist erwähnenswert, dass gleich von Beginn der ersten Ansiedlung, d.h. von Beginn der Bergbautätigkeit und Niederlassung der im Bergbau Beschäftigten, die Betreiber der Werke sehr genau unterschieden und darauf hinwiesen, auf wessen „Gründen“ bzw. auf wessen Boden die Ansiedlungen, d.h. die Häuser der Ansiedler, erbaut wurden. Es wurde unterschieden zwischen staatlichen bzw. den Gemeinden gehörenden Grundstücken – die Bewohner dieser Häuser „Gemeindebewohner“ – und solchen, die Grundstücken des gr. or. Religionsfonds, d.h. auf gleichnamigen „Gutsgebieten“, ihre Häuser errichtet hatten oder wohnten, das waren Bewohner der Bergwerkssiedlung. Die auf den Blick von vielen kaum beachtete Unterscheidung sollte später, nach dem Zusammenbruch der Manz`schen Montanbetriebe und Übernahme des Gesamtvermögens durch den gr. or. Religionsfond, für den „Freikauf“ der einzelnen Grundstücke durch ihre Bewohner von entscheidender Bedeutung sein.

Nach den amtlichen Ergebnissen der letzten Volkszählung aus dem Jahre 1939 – so die Angaben von Hofrat Jekal -, also kurz vor der Umsiedlung, lebten in Luisental 1009 Deutsche.

Nach Meinung anderer aus Luisental stammenden Buchenländer soll diese Zahl viel zu niedrig sein. Die in Luisental kurz vor der Umsiedlung lebenden Deutschen soll nach ihren Angaben zwischen 1300 und 1500 geschwankt haben.

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