Althütte
Der erste deutschböhmische Ort des Buchenlandes
Norbert Gaschler,
“200 Jahre seit der Gründung von Althütte: Der erste deutschböhmische Ort des
Buchenlandes,
in Erinnerungen an Althütte, Bukowina,
ed. Walter Ernst
(Augsburg—Querfurt: Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen e.V., 2002): 29-36.
Posted on the World-Wide Web
by the Bukovina Society of the Americas,
July 26, 2006.
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Einführung .
Im Jahrzehnt vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges
konnten die Deutschen der Bukowina dreier Ereignisse festlich und feierlich
gedenken, die 150 Jahre vorher stattgefunden hatten: Im Sommer 1932 beging man
in Czernowitz-Rosch und Molodia die 150-Jahrfeier der Ansiedlung der ersten
Schwaben im österreichisch gewordenen Buchenland, im Sommer 1936 fand eine große
Gedenkfeier in Erinnerung an die Ansiedlung der ersten Zipser in der Bukowina in
Jakobeny statt, und im Sommer 1937 folgte in Radautz die gemeinsame Gedenkfeier
an die Ansiedlung der Erbzinsler (Schwaben) in den acht Schwabendörfern des
Buchenlandes.
Ein halbes Dutzend Jahre danach wären es 150 Jahre seit der
Gründung des ersten deutschböhmischen Dorfes der Bukowina gewesen und dieses
Ereignis hätten die Deutschböhmen sicher gebührend gefeiert. Doch infolge des
Kriegsausbruches und der Umsiedlung 1940 kam es nicht mehr dazu. Vielleicht
hätte dann in der Zeit der Vorbereitungen auf dieses Jubiläum ein Heimatforscher
die „Geschichte von Althütte" an Hand von damals noch vor Ort vorhandenen
Unterlagen geschrieben, zumindest wären, wie bei den Feiern in Rosch, Molodia,
Jakobeny und Radautz in Zeitungen und Zeitschriften Berichte über die Entstehung
und Entwicklung dieses ältesten deutschböhmischen Dorfes der Bukowina
erschienen.
Wenn nun versucht wird, das hier nachzuholen, so ist dieses
Unterfangen von vornherein zur Unvollständigkeit verurteilt, weil es nur aus
zweiter sowie dritter Hand und dabei wieder nur aus lückenhaften Quellen möglich
ist. Die Chronik ist also verdammt, ein Torso, ein verhältnismäßig ärmliches
Stückwerk zu werden, das der Verfasser aus noch erreichbaren Unterlagen zusammen
zu stellen versucht. Es geschieht zudem verspätet, weil bei ihm und anderen das
Jahr 1793 in Vergessenheit geraten war. Er entsann sich erst darauf, nachdem die
Umsiedler aus Althütte am 18. und 19. September 1993 ihr erstes Heimattreffen im
neuen Bundesland Sachsen-Anhalt veranstaltet hatten.
Die Glashütte
Krasna
1. Ursachen der ersten Ansiedlung von Deutschböhmen in
der Bukowina
Der Hauptgrund zur Berufung der ersten Glasarbeiter aus dem
Königreich Böhmen in die Bukowina geht auf den Hauptreichtum dieser Region, den
Wald, zurück. Es gibt kein Buch und keine größere Schrift über den Landstrich,
in denen nicht über die ausgedehnten Wälder des Buchenlandes berichtet wird. Im
Jahre 1775 befanden sie sich fast ausschließlich im Besitz des orthodoxen
Bischofs von Radautz und der orthodoxen (auch griechisch-orientalisch genannten)
Klöster. Mit Einwilligung des Bischofs Cherescul von Radautz wurden der Großteil
dieser Liegenschaften im April 1783 der staatlichen Verwaltung unterstellt und
ab 25. April 1785 wurden diese vom neu gegründeten griechisch-orientalischen
Religionsfonds übernommen. Dieser Fonds erleichterte sich die Bewirtschaftung
der einstigen Güter des Bischofs und der Klöster, die damals die halbe Fläche
der Bukowina ausmachten, in dem er sie an finanzkräftige Männer verpachtete, die
ihrerseits oft einzelne Liegenschaften weiter verpachteten. So hatte
beispielsweise Freiherr von Lezzeni, der damals im weit entfernten Lemberg
(Lviv) lebte, im Jahre 1791 die ausgedehnten Güter der Religionsfonds-Herrschaft
Kuczurmare (bei Czernowitz) und der von St. Onufry bei Sereth gleich für die
Dauer von 30 Jahren gepachtet und nicht im entferntesten daran gedacht, sie
selbst zu bewirtschaften. So verpachtete er sie noch im gleichen Jahr an Abraham
Kriegshaber, der nicht nur reich gewesen sein mußte, sondern auch einflußreiche
Freunde und Gönner im Kreisamt Czernowitz, bei der Regierung in Lemberg oder gar
in Wien am Hof gehabt haben, weil er 1794 geadelt und dann am 14. Dezember 1818
als Anton Adam in den Ritterstand erhoben worden war.
Kriegshaber errichtete in Kuczurmare eine eigene
Pachtverwaltung ein und vergab einzelne Güter an andere Unterpächter. Für die
Güter, Felder und Wiesen fand er solche ohne weiteres, nicht aber für die großen
Waldungen. Zu diesen gehörte der große Wald westlich von Czudyn (rumänisch
Ciudei), der sich an das Gut des Bojaren Alexander von Ilski anschloß und
zunächst den Namen Krasna, später Krasna-Ilski erhielt. Der Pächter konnte es
sich nicht leisten, diesen ausgedehnten Wald ungenutzt zu belassen. Der Bedarf
an Holz für Bauten, Herde und Öfen, für Gerätschaften und Hauseinrichtungen
konnte überall in der Bukowina aus nahegelegenen Wäldern gedeckt werden. So
griff er die Vorschläge der beiden ersten Militärgouverneure der Bukowina auf.
Graf Splény hatte bereits in seiner Denkschrift aus dem Jahre 1775 und sein
Nachfolger Graf Enzenberg im Jahre 1779 zum Ausdruck gebracht, dass es sinnvoll
wäre eine oder mehrere Glashütten anzulegen. Raimund Friedrich Kaindl schreibt
dazu in seinem Buch über die Besiedlung der Bukowina (Seite 343): „So berief
Kriegshaber im Jahre 1793 ohne Dazwischenkunft der Kammer (in Wien, Anm. des
Verfassers) Glasmacher aus Deutschböhmen", die 1793 im Walde von Krasna die
erste Glashütte der Bukowina errichteten. Über zwei Jahrzehnte blieb sie in
allen Urkunden amtlich die „Glashütte Krasna".
2. Ihre Entwicklung
Über den Betrieb dieser Hütte ist wenig bekannt, schrieb
Kaindl weiter. Das konnte er nur im Vergleich mit den beiden anderen Glashütten,
in Putna und Fürstenthal (rumänisch Voivodeasa), behaupten, über die er im
gleichen Werk ausführlich berichtet hat. Er bzw. auch Wickenhauser, dessen
gesammelte Manuskripte und Notizen Kaindl aus dessen Hinterlassenschaft
übernommen hatte, wußten damals noch nichts von den Hinweisen zweier Zeitzeugen,
weil diese in Wiener Archiven lagen. Es ist das Verdienst von Dr. Rudolf Wagner,
sie veröffentlicht zu haben.
a) So schrieb der Rentmeister Johann Modes aus Radautz
bereits am 30. April 1794 an den Rentmeister i. R. Ferdinand Dans: „Daß die
Glashütte zu Krasna das schönste Glas erzeugt und daß der Absatz so stark ist,
daß man mit der Erzeugung nicht folgen kann, alle Käufer zu befriedigen..."
(Dr. R. Wagner, S. 186).
b) Der Cameral-Direktor in St. Illie, Albert von Kugler,
schrieb an den selben Rentmeister Dans am 10. Oktober 1794: „Die Glashütte zu
Krasna enthält einen Hohl- und einen Tafelglasofen. Diese zwei Öfen zusammen
enthalten 16 Hafen oder Schmelztiegel.... Das erzeugte Glas ist sehr schön und
rein, jedoch ist der Kies oder Glaßsand nicht da bei der Glaßhütte, sondern der
Sand wird aus Uhrynkowce, Zalesczyker Kreis, sowie auch der Tiegelleim von
Dziewieczicz aus der Lubaczower Herrschaft mit vielen Kosten beigeführt. Bios
der dichte Wald und die Leichtigkeit der Pottascheerzeugung hat eine Glaßhütte
zu Krasna hervorgebracht." (Wagner, S. 141) Kugler stellte demnach fest,
dass nur der Wald der Grund zur Errichtung der Glashütte von Krasna war. Das
Herbeischaffen von Kies und Tiegelleim über große Entfernungen für damalige
Verhältnisse aus dem benachbarten Galizien bestätigt auch die Feststellung des
Grafen Enzenberg, dass er bei seinen vielen Reisen in der Bukowina das nötige
Material für die Glasfabrikation, nämlich den feinen weißen Kieselstein sehr
selten in den Gebirgsbächen gefunden habe.
Wenn also das Rohmaterial für die Glaserzeugung so weit
hergeschafft werden mußte und zusätzliche Unkosten verursachte, wird die
Glashütte keinen sehr hohen Reingewinn für den Pächter abgeworfen haben, aber
doch den Lohn und somit den Lebensunterhalt für die Glasmacher und ihre
Familien.
Dass der Pächter Kriegshaber mit der Entwicklung seines neuen
Betriebes zufrieden war, beweist auch die Tatsache, daß er bereits 1799 mit der
Anwerbung von „wohlfeilen Holzschlägern" in der Gegend von Trenczin (damals zu
Ungarn gehörend, heute Slowakei) begann, von wo dann besonders im Frühjahr 1803
einige Hundert Slowaken in die Bukowina kamen, einige von ihnen wurden bei der
Glasfabrik Krasna beschäftigt (Kaindl, S. 279, siehe auch Kirchenmatriken).
Wenn festgehalten wurde, dass 1804 der Absatz unbedeutend war
und zumeist nach Lemberg ging, so bestand zumindest keine Gefahr für den
Fortbestand der Glashütte für weitere zehn Jahre. So schlecht ging sie also
nicht, daß man „kalten Ofen" machte, wie das Fachwort für die Stilllegung einer
Glashütte damals hieß.
3. Ihre Verlegung
Im Gebiet des mittleren Böhmerwaldes gab es bereits vor mehr
als 200 Jahren das, was allmählich auf die Glashütte von Krasna zukam: Der
umliegende Wald wurde langsam aber stetig abgeholzt und so mußte sie verlegt
werden. Josef Blau hat dafür ein eigenes Kapitel („Glashütten wandern") in
seinem Buch „Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald"
gebraucht. Darin schreibt er (S. 27) u.a.: „Der erste Glashüttenbetrieb war fast
immer ein Wanderbetrieb. Wenn die Holzvorräte eines Tales erschöpft
waren, fraß sich die Hütte immer weiter und höher in den Wald hinein, ähnlich
dem nomadischen Wanderhirten, der mit Zelt und Herd weiter zog, immer neuen
Grasflächen nach." Und er führt die Beschwerde über die Glasmeister aus dem
böhmischen Seewiesen von 1651 bei der Landesregierung an, dass sie innerhalb von
30 Jahren zweimal in den Wald vorgerückt seien. Ähnlich war es mit der 1599
erwähnten Schönbrunner Hütte im bayerischen Wald, die um 1650, also 40 Jahre
später und nochmals 70 Jahre danach abermals reicheren Holzbeständen
„nachwandern" mußte.
So kam es auch für die Glashütte Krasna, nachdem das Holz in
der näheren Umgebung nach und nach verbraucht worden war. Zuerst ging 1812-1814
die Glasmacherei immer mehr zurück, 1814-1817 wurde sie dann aufgelassen.
Schließlich stürzte die Hütte ein (Kaindl, S. 346). Deshalb wurde 1817 im
dichten Wald im Bereich Czudyn, eine halbe Stunde weiter, eine neue Hütte
errichtet. Man nannte sie einfach Neuhütte zum Unterschied von Althütte. Damit
war auch eine neue Siedlung entstanden, anfangs amtlich Czudyner Hütte genannt.
Ein Teil der Arbeiter der alten Hütte war nach Neuhütte weiter gezogen. Da wohl
viele der Erstansiedler aus 1793 bzw. deren Nachfahren nicht mehr lebten,
arbeitsunfähig waren, nicht mit ziehen wollten oder in der Zwischenzeit den
Beruf gewechselt hatten, reichte der Facharbeiterstamm für die neue Hütte nicht
aus. Pächter Kriegshaber mußte erneut Glasarbeiter aus Böhmen anwerben. Eine
Zahl ist nicht angegeben, jedenfalls wuchs die Bevölkerung von Neuhütte durch
Zuzug kräftig an, die neuen Namen lassen sich später in den Kirchenbüchern,
einschließlich Filialen, ermitteln.
4. Das Ende der neuen Hütte
Im Jahre 1821 war der 30jährige Pachtvertrag abgelaufen und
der Eigentümer, die Religionsfonds-Herrschaft Kuczurmare, löste vom Pächter die
Hüttengebäude ab, um sie selbst zu betreiben. Dafür schloß die Herrschaft mit
den Bewohnern von Alt- und Neuhütte einen Vertrag ab für die Jahre 1821-1827.
Über diese Zeit ist relativ viel bekannt über die Eigentumsverhältnisse, die
Grundzinsen und Fronarbeiten, aber nichts über die Glashütte selbst. So kann
auch hier nicht mehr dazu berichtet werden. Das gilt diesbezüglich ebenso für
die ersten Jahrzehnte danach. Bevor Kaindl sein Kapitel über Alt- und Neuhütte
mit Angabe der Einwohnerzahlen abschließt, führt der Historiker an: „Die
Glasfabrik in Neuhütte ist nun (1902) auch schon seit Jahrzehnten außer Betrieb.
Die Colonisten haben andere Erwerbszweige ergriffen; nur wenige finden, nachdem
auch später entstandene Glashütten in jener Gegend eingegangen sind, noch in der
letzten der Bukowiner Glasfabriken zu Lunka Frumosa als Glasmacher Arbeit."
(Kaindl, S. 353; die Jahrbücher der Bukowiner Industrie- und Handelskammer,
gegr. 1851, wurden in diese Richtung noch nicht untersucht.)
4. Die Herkunftsgebiete der Siedler
a) Deutschböhmen
In allen erhaltenen Berichten über die ersten Siedler von
Krasna bzw. von Alt- und Neuhütte heißt es, dass sie „aus Böhmen", genauer
höchstens „aus Westböhmen" gekommen seien. Ein Grund für diese vage Benennung
des Herkunftsgebietes liegt darin, dass die Pfarrmatrikeln für Althütte den
Forschern erst ab den Jahren 1820 zur Verfügung standen, obwohl sie schon für
die Jahre davor geführt worden waren. Darüber noch an anderer Stelle dieses
Beitrags.
Den Namen nach, die sich fast über-150 Jahre lang in der
Gemeinde erhalten haben und auch nach den wenigen Hinweisen auf Geburtsorte
einzelner Personen, dürfen wir annehmen, dass sie praktisch alle aus dem
mittleren Böhmerwald kamen (belegt durch jüngste Forschungen von Michael
Augustin, dargelegt beim Bundestreffen 2002), wo dereinst eine lange Kette von
Glashütten bestand, darunter zwei, die um das Jahr 1793 in wirtschaftlicher
Krise standen. Von den Enkeln des zu Reichtum und Ansehen aufgestiegenen
Glasmachermeisters Johann Georg (Hansjörg) Hafenbrädl (gest. am 5. Mai 1769 im
Alter von 85 Jahren) waren zwei in Schulden geraten. Der eine, Hans Wenzel H.,
Glasmeister der Gerlhütte bei Seewiesen, hatte allein für gelieferte Pottasche,
die er von zwei Firmen bezogen hatte, 9.000 fl bzw. 15.000 fl, also 24.000 fl
Schulden. Er hoffte sich finanziell zu sanieren, in dem er in Rozineczka bei
Lubaczow in Galizien eine neue Kristallglashütte errichtete und einen Teil
seiner Glasarbeiter dort hin mitnahm. Das geschah im Jahre 1793. Sechs Jahre
später hatte er weitere 10.000 fl Schulden und machte bankrott. Auch sein Hab
und Gut in der alten Heimat wurde versteigert. Das Sprichwort „Glück und Glas,
wie leicht zerbricht das!", wurde harte Wirklichkeit für ihn selbst und für
seine Landsleute. Diese versuchten neues Glück und kamen 1797 nach Krasna, wo
die zweite Glashütte der Bukowina erbaut wurde.
Der zweite Enkel, Felix Hafenbrädl, erwarb 1788 die Hütte
Storn bei Eisenstein. Er hatte Verbindungen zu Firmen in Mailand und Amsterdam,
war der erste aus der Familie, der sich Fabrikant nannte. Wie sein Vetter machte
jedoch auch er Schulden, nur nicht in der gleichen Höhe, und zwar ebenfalls für
Pottasche, die ihm ein Handlungshaus aus Prag lieferte. Als er im Winter
1791-1792 in Amsterdam weilte, um das dorthin verfrachtete Glas zu verkaufen,
ließ man ihn dort in Schuldarrest stecken, so dass er sein Glas nicht verkaufen
konnte. Wahrscheinlich hatte seine Schwiegermutter für ihn Bürgschaft geleistet,
weil er im Frühjahr 1792 frei wurde. Aber seine Storner Glashütte lag inzwischen
still. Der Betrieb wurde wieder aufgenommen und er hörte erst 1808 zu bestehen
auf.
Der „kalte Ofen" in Storn im Jahre 1791-1792 war vielleicht
mit ein Anlaß, dass arbeitslose Glasmacher dieser Hütte der Werbung Kriegshabers
Folge leisteten und 1793 nach Krasna kamen. Demnach liegt der Gedanke nahe, dass
die ersten Siedler nach Krasna-Althütte aus der Umgebung der Glashütte Storn
nördlich des Spitzberges bei Eisenstein im Böhmerwald stammten. Ist das nur eine
Vermutung, dann ist deren damalige Notlage hingegen eine Gewißheit, die sie zu
diesem Schritt veranlaßt hatte. Sie kamen nämlich nur gegen mündliche Zusage von
Lohn sowie Unterkunft und ohne schriftlichen Vertrag. Sie waren daheim wohl ohne
Arbeit und Brot, aber sie hatten ihre Häuschen oder wenigstens eine Wohnung, die
sie nun gegen mündliches Versprechen aufgaben, und dazu Hausrat und -gerate, die
sie nicht auf den weiten Weg und zu Fuß obendrauf bis in den „Urwald" in Krasna
mitnehmen konnten. Das war ein gewaltiges Wagnis vor 200 Jahren, auf das sich
die Menschen damals eingelassen haben, denn Eines wußten sie bestimmt: Alles was
sie erwartete war Wald, sonst nichts. Ihre Hoffnung auf ein besseres Leben aber
war stärker als alle Bedenken. Es ist zu vermuten, dass es vorwiegend jüngere
Menschen waren, die bei Migrationen generell immer schon den mobilsten Teil der
Bevölkerung ausmachten.
b) Die Slowaken
Diese Hoffnung ließen 1803 dann auch Slowaken in die Bukowina
kommen, als der Pächter von Kriegshaber um sie warb. Für sie galt auch das
gleiche Sprichwort: „Wer mit der Hoffnung fährt, hat die Armut zum Kutscher."
Einen anderen Grund für das Verlassen ihrer alten Heimat kennen wir nicht. Sie
kamen aus der erwähnten Gespanschaft (Verwaltungsgebiet) Trenczin im
damaligen.Oberungarn. Trentschin, heute amtlich Trencin in der Slowakischen
Republik, liegt etwa 100 Kilometer nordöstlich der Landeshauptstadt
Preßburg/Bratislawa. Von den einigen Hundert Slowaken kam ein Teil als
Holzfäller für die Glasfabrik Krasna. Eine genauere Zahl ist ebenso unbekannt
wie bei den Deutschböhmen, die zehn Jahre früher dorthin gekommen waren. Dreißig
Jahre später zählte man für Alt- und Neuhütte zusammen 51 slowakische Familien
(Zeitraum 1835-1841) und auch damals waren diese meist Holzfäller. In den
amtlichen Schriften werden diese katholischen Slowaken für die Orte geführt,
selbst wenn manche nicht in den beiden Dörfern wohnten, sondern auf dem Gebiet
des Religionsfonds Kuczurmare.
Nachdem sie 1821 ein Gesuch an den Kaiser Franz I. um
Zuweisung von Grundstücken gebeten hatten und ihr Gesuch von der Hofkammer in
Lemberg am 25. Januar 1822 an die Bukowiner Behörden weiter geleitet worden war,
aber letztendlich ohne Erfolg blieb, ließen sich 1841 rund 40 Familien aus
Krasna in der neuen Siedlung Pojana Mikuli nieder. Vermerkenswert ist die
Begründung in der abschlägigen Beantwortung des Bezirksinspektors Franz
Schubert. Er hatte am 29. Juni 1822 geschrieben, dass keine Herrschaft mehr so
viel Grund beisammen habe, um 80 oder 130 Familien (aus Krasna und
Terebleschtie) geschlossen ansiedeln zu können, und fährt fort: „Sie haben sich
bei der Glashütte in Krasna angesiedelt, wo ihnen der Pächter Waldgründe zum
Anbau angewiesen hat, und wo sie zum Holzschlag verwendet werden. Dort sind auch
Deutschböhmen seßhaft, denen es nicht einfällt, um Ansiedlung zu bitten, da sie
wissen, dass sie sich durch Anstrengung ihrer Kräfte ernähren können und kein
Vermögen als ihre gesunden Arme haben" (Kaindl, S. 214). Eine Anerkennung und
ein amtliches Lob für die deutschböhmischen Mitbewohner.
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