Festtage
in Bori: 100 Jahre deutschböhmische Siedlung Bori,
Czernowitzer Deutsche Tagespost,
translated by Dr.
Sophie A. Welisch,
July 23, 1935, p. 3-4.
Veröffentlicht im World-Wide-Web
durch die Bukovina Society of the Americas,
3. April 2003.
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Der 14. Juli war für Bori ein ausgesprochener Festtag. Das
ganze Dorf hatte Flagenschmuck angelegt, Tiumphbogen mit deutscher und
rumänischer Aufschrift begrüssten die Gäste. Trotzdem die Witterung
unbeständigt zu sein schien, wurde am festgesetzten Programm festgehalten. In
langer Reihe setzte sich gegen 9 Uhr morgens von Gurahumora aus der Festzug in
Bewegung, um an der Feldmesse in Bori teilzunehmen. Voran die Regimentsmusik,
dann die frohe Jugend mit ihrem Wimpeln and Bannern, die Vertreter der anderen
Vereine, etwa 500 Burschen und Mädchen, schliesslich die Männer und Frauen. An
der Berglehne war ein festlich geschmückter Altar errichtet, von einem
mächtigen, weithin sichbaren Kreuz überragt, das sich vom fernen Horizonte
gigantisch abhob. Der Hochw. Herr Prälat Generalvikar Grabowski zelebrierte
selbst unter zahlreicher Assistenz der Priester das feierliche Pontifikalamt.
Mit Ernst und Ergriffenheit folgte die fast 3000 köpfige Menge der heiligen
Handlung. Nach dem Evangelium ergriff Dechant Schüttler das Wort zur
Festpredigt. Er führte in klaren Linien aus: Religion und Volkstum sind
unzertrennbar miteinander verbunden. Echtes, gesundes Deutschtum kann nur auf
dem Boden der christlichen Weltanschauung gedeihen. Deutschtum ohne Religion
ist Neuheidentum. Getreu der Väter Sitte und Tradition, haben die Borier durch
hundert Jahre stets zum angestammten katholischen Glauben gestanden und nach
demselben gelebt, sie sind aber auch der deutschen Eigenart in Brauch und
Sprache treu geblieben. Der Festprediger schloss mit einem Appell an alle, an
der guten alten Überlieferung festzuhalten, unbekümmert um die gottlosen
Strömungen der neuen Zeit.
Tief ergreifend wirkte der gut einstudierte Gesang der
kath.-deutschen Jugendorganisationen unter Mitwirkung der Militärkapelle, die
Herr Hauptmann Apostolescu mit grossem Können dirigierte. Für die selbstlose
Instrumentation der Gesänge wie auch für die persönliche Leitung sei ihm von
dieser Stelle aus bester Dank gesagt!
Ein bescheidenes Mittagmahl vereinigte nach der hl.
Messe die Festvertreter und Gäste für einige Stunden bei sang und ernsten
Reden im festlich geschmückten Haus des Herrn Günthner.
Der Festakt und das Gartenfest trat in den
Nachmittagsstunden in seine Rechte. Nach einem Einleitungsliede bestieg Herr
Bürgermeister Paicu die Rednerbühne und gedachte in warmen Worten der ersten
Siedler, die vor hundert Jahren aus Böhmen nach der Bukowina kamen und hier
aus Urwald fruchtbaren Ackerboden schafften. Sie fanden in Bori ihre zweite
Heimat, die ihnen Dank ihrer Arbeit und der Gastfreundschaft der rumänischen
Bevölkerung bald lieb und teuer wurde. Möge, so schloss er, auch
fürderhin zwischen dem deutschen und rumänischen Volke stets die vollste
Harmonie bestehen, zum Nutzen und Frommen des Landes.
Die Festrede hielt der Hochw. Superior Sonntag aus
Augustendorf. Innerlich tief ergriffen schilderte er der Auswanderer Los, all
die Sorgen und Mühen, Entbehrungen und Enttäuschungen, Krankheit und Tod, der
gar manche unterwegs ereilte, bis die 30 Familien nach beschwerlicher langer
Reise, körperlich und materiell erschöpft, im Frühling des Jahres 1835 in der
Bukowina eintrafen. Am 1. Juli 1835 wurde der Vertrag mit dem Wirtschaftsamte
in Solka unterschrieben und bereits am 16. Oktober 1835 waren sie Besitzer von
122 Joch Wiese und Wald an der Berglehn: Bori. In harter Arbeit bedrängt von
wilden Tieren, machten sie das Land im Schweisse ihres Angesichtes mit Pflug
und Spaten urbar, um es ihren Nachkommen als Vermächtnis zu hinterlassen. Das
schönste aber, das die uns hinterliessen, ist die Treue zu unserem Glauen und
unserem deutschen Volke. Heilige Pflicht der Nachkommen ist es daher, diese
kostbaren heiligen Güter zu bewahren.
Hierauf sprach Herr Senator Cosmiuc. Er beglückwünschte die
Borier zu ihrem Jubelfeste, sowohl im Namen des rumänischen Volkes und als
Senator im Namen der Regierung. In tief durchdachten Worten würdige er die
harte Arbeit der deutschböhmenischen Kolonisten, die aus Wildnis Kulturland
schufen, das wir nun besitzen. Diesen wackeren Männern sind wir zum Danke
verpflichtet und diese Dankbarkeit zeigt sich in der Vollendung des begonnenen
Werkes. Die Triebkraft aber hiezu liegt in der Treue zu Glaube,
Vaterland und Volkstum.
Liebe Gäste aus Deutschland und eine Gruppe
“Staffelsteiner” aus Böhmen überbrachten den Boriern herzliche Grüsse aus
Bayern und dem Böhmerwald. Ein Sprechchor “Unsere Heimat—unsere
Kirche,” gesprochen von den Jugendorganisationen Gurahumora und Bori, machte
grossen Eindruck.
Nach Absolvierung des offizellen Teiles sprach Pfarrer Mück
als Letzter. Er dankte allen Festteilnehmern, den Gästen aus Nah und Fern,
besonders aber den Vertretern der rumänischen Behörden, mit der Versicherung,
dass unser katholisch deutsches Volk stets der Treue halt: Gott, dem König,
dem Vaterland. Der inoffizielle Teil bestand in Darbietungen von Liedern,
Gedichten, Volkstänzen, Spielen, Theater, Tombola, Juxpost und anderen
Belustigungen. Das frohe Beisammensein der so zahleich erschienenen Gäste
währte bis nach Mitternacht.
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