Der Weg der Ansiedler

Dr. Claus Stephani

Aus: Das Mädchen aus dem Wald
Märchen, Sagen, und Ortsgeschichten aus dem Radautzer Ländchen
Ion Creanga Verlag, Bukarest 1985
Veröffentlich mit Genehmigung des Autors am 2. Januar 2003


Im Jahr 1826 stellte das galizische Landesgubernium, dem das Buchenland damals unterstand, einen Antrag an die Wiener Hofkanzlei, “man möge fleißige und betriebsame Bevölkerung in die menschenleeren Gegenden der Kreise Stanislau, Kolomea, und Czernowitz einsetzen.”

Zu jener Zeit gab es im Bezirk Kimpolung wohl zahlreiche rumänische Gehöfte und Weiler und auch einige Dörfer, doch in den dichten Wäldern des Tscheremousch hausten viele Heiduck, deren “Räuberunwesen” sich auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes ungünstig auswirkte.

Drei Jahre später, 1829, arbeitete das Wirtschaftsamt in Solka einen Plan mit genauen Skizzen aus und sandte ihn am 29. September nach Wien ab. Darin waren drei Ansiedlung vorgesehen, und zwar im Tal des Solonetzbaches südlich von Solka, dann im Gebiet Warwata zwischen Pertesti und Illisesti und schließlich auf der Seewiese (Poiana Baltä).

Nun vergingen weitere drei Jahre und im Frühling 1832 wiederholte das Wirtschaftsamt von Solka seine Vorschläge an das Gefälle-Inspektorat von Czernowitz und verlangte, mann solle deutsch Ansiedler zur “Sicherheit und Beurbarmachung” herschicken.

Als dann im Tal des Solonetz und in Plesch Slowaken einwanderten, ergaben sich für die deutschen Kolonisten andere Ansiedlungsmöglichkeiten: auf der von dichtem Wald bedeckten Berghalde des Humorbaches, etwas drei Kilometer vor seiner Mündung in das Moldauflüßchen, außerdem auf dem Gebiet Buchenhains, am gleichen Bach, etwas zwanzig Kilometer nördlich von seiner Mündung und in der ebenfalls stark bewaldeten Quellengegend des Schwarzbaches, etwas sechs Kilometer südlich der von rumänischen Bauern bewohnten Ortschaft Negrileas, an der Fürth (Vad) genannten Stelle, wo dann später die deutsche Ortschaft Schwarzthal entstand.

Die ersten dreiundsiebzig deutschböhmischen Familien kamen 1835 nach Bori ins Buchenland. Sie stammten aus dem Prachiner Kreis, und im Reisepaß des Josef Günthner aus Seeiwsen, der am 6. April 1835 ausgestellt wurde, kann man nachlesen welchen Weg die Ansidler gezogen sind: von Budweis nach Iglau, Brünn, Olmütz, Teschen, Wadowitz, Bochnia, Jarnow, Przemysl, Sambor, Kolomea, und Czernowitz.

Am 8. Mai hatte sich Josef Günthner mit Frau und drei Kindern, von denen das jüngste nur drei Jahre alt war, in Budweis zur Abfahrt registrieren lassen und erst am 10. Juni traf die Familie nach einer beschwerlichen Reise in Czernowitz ein. In jeder der genannten Städte hatten sie sich melden müssen und jedes Mal war ihnen die nächste Station genau vorgeschrieben worden.

Von Czernowitz schickte man sie weiter nach Radautz und von dort nach Solka, wo sie am 16. Juni eintrafen. Dann erst wurden sie zur “Ansiedlung auf Staatsgründen” zugeteilt.